W. St. – „Alte Kämpfer“ wurden ab 1933 Mitglieder der NSDAP genannt, die bereits vor der nationalsozialistischen Machtergreifung, das heißt vor dem 30. Januar 1933, der Partei beigetreten waren oder als „Amtswalter der NSDAP“ vor dem 1. Oktober 1933 ihr Amt schon ein Jahr lang ausgeübt hatten. Denn die Zeit bis 1933 wurde von den Nationalsozialisten als „Kampfzeit“ bezeichnet.
Die Alten Kämpfer wurden aus zwei Gruppierungen gebildet: 1) Das „Korps der Alten Kämpfer“ bestand aus Parteimitgliedern, die der NSDAP oder auch den „NS-Kampforganisationen“ wie der SA und dem Stoßtrupp Adolf Hitler (SS) bereits von 1919 bis 1923 angehört hatten. Die Parteimitglieder traten nach der Neugründung der Partei im Februar 1925 unter ihrer alten Mitgliedsnummer wieder bei und den Angehörigen der „Kampforganisationen“ wurde bei Eintritt in die NSDAP eine der 550 reservierten Mitgliedsnummern verliehen. Das Korps der Alten Kämpfer hatte eine Mitgliedsnummer unter 100.000, diese waren bis etwa 1928 eingetreten. Vor allem Angehörige dieses Korps bildeten die ranghöchsten Politischen Leiter der Partei.
2) Alle Parteimitglieder und Angehörigen der SA und der SS, die der NSDAP und den „Kampforganisationen“ zwischen Februar 1925 und Dezember 1930 beigetreten waren und damit eine Mitgliedsnummer unter 300.000 hatten. Nach 1933 erhielten die „Alten Kämpfer“ je nach Fähigkeit bezahlte Posten in der allgemeinen Verwaltung, in der Partei oder in der Politik.
In Dorsten gehörten zur ersten Kategorie Hermann Berger aus der Pliesterbecker Straße in Holsterhausen. Der damals Arbeitslose hatte die Parteibuch-Nummer 47.993, war SA-Sturmführer und wurde seit 1. Juli 1933 als Telefonist und Hauswart beim Amt Hervest-Dorsten im Angestelltenverhältnis beschäftigt. Ebenfalls im öffentlichen Dienst bei der Gemeinde Hervest als Bürobote beschäftigt wurde Franz Trojahn aus der Müllerstraße in Hervest-Dorsten, der die NSDAP-Mitgliedsnummer 57.654 hatte und SA-Sturmführer war.
Zur zweiten Kategorie mit der Mitgliedsnummer 455.633 gehörte der SA-Führer Karl Schulz, der ebenfalls am 1. Juli 1033 als Bote beim Amt Hervest-Dorsten beschäftigt wurde.
Zu den „Alten Kämpfern“ in Holsterhausen gehörten noch Rudolf Endler (Mitgl.-Nr. 345.092) und Standartenführer der SA-Standarte 8, Conrad Schlüter, mit der Mitgliedsnummer 67.916.
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Zur Sache: Die NS-Bewegung war durch relativ junge Leute geprägt. Hitler selbst gehörte mit 43 Jahren bei der „Machtergreifung“ schon zu den ziemlich Alten in der Führung. Es wirkte daher manchmal unfreiwillig komisch, wenn die Parteigenossen, die noch vor dem 30. Januar 1933 in die NSDAP eingetreten waren (Mitgliedsnummern unter 300.000), als „Alte Kämpfer“ bezeichnet wurden. Man wollte die Dauer des „Kampfes“ betonen, indem man Veteranen vorwies. Elite in dieser Elite war die „Alte Garde“ der Inhaber von Mitgliedsnummern unter 100.000. Sie waren der Kern bei den alljährlichen Feiern zum Gedenken an den Hitler-Putsch vom 9. November 1923, der auch als „Tag der Alten Garde“ bezeichnet wurde.