Von Jo Gernoth
Anfang 1934 kam der Dorstener Eichenkreuzverband einem Verbot zuvor und löste sich selbst auf. Der Eichenkreuzverband war der Turnverband der Evangelischen Jungmännerbünde und in Dorsten als CVJM (Christlicher Verein junger Männer) aktiv. Dieser Sportbund trat international erstmalig 1927 bei den 1. Internationalen Kampfspielen des CVJM in Kopenhagen in Erscheinung.
Nachdem es am Anfang des Dritten Reiches 1933 zunächst so schien, als ob der Bestand der evangelischen Jugendverbände und damit auch der Bestand des Eichenkreuzverbandes gesichert werden könnte, kam es am 19. Dezember 1933 zu einem „Abkommen über die Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend“. Darin wurde verpflichtend die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend festgelegt. Geländesportliche Erziehung wurde ausschließlich der HJ zugestanden, der Dienstanzug der HJ wurde vorgeschrieben. Am 4. März 1934 wurde im Berliner Dom ein feierlicher Eingliederungsgottesdienst der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend gehalten. Der Dorstener Eichenkreuzverband hatte bereits vorher mutige Konsequenzen gezogen.
Lieber ohne Bund als im Bund mit der Hitlerjugend
Das Abkommen vom 19. Dezember 1933 hatte ihm ohnehin den Boden für sportliche Tätigkeiten entzogen. Die Selbstauflösung zeigte deutlich den Protest gegen den Eingliederungsvertrag: Lieber entließ man die Jungen aus dem Bund, als einen weiter bestehenden Bund zwangsweise in die HJ eingliedern zu lassen. Die Funktionäre Manfred Müller und Kurt Gerstein widersetzten sich auf diese Weise dem Eingliederungsvertrag und schlugen den Nazis so ein Schnippchen. Nach dem Fall der Nazis etablierte sich der CVJM wieder in ganz Deutschland.
Allerdings hatten die Nazis mit ganz anderen Jugendorganisationen großen Erfolg. In Dorsten gab es eine Marine-HJ und ein so genanntes NSFK (Nationalsozialistische Fliegerkorps). „Ich habe sechs Wochen auf einem Segelschulschiff aus der Gorch-Fock-Reihe verbracht. Es hat nichts gekostet. Als Segelflieger war ich in der Rhön und bezahlt habe ich diese Rechnungen mit einer schweren Verwundung als Bordfunker im Bodeneinsatz und einer jahrelangen Kriegsgefangenschaft“, erinnert sich Willi Hartwig an diese Zeit, als der Sport für die Zwecke der Nazis missbraucht wurde.
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