Von Wolf Stegemann
In sechs Tötungsanstalten im Reich wurde das Euthanasie-Programm durchgeführt. Eine davon war Hadamar bei Limburg an der Lahn, die im Januar 1941 die Aufgaben der inzwischen geschlossenen Anstalt Grafeneck übernahm und die Tarnbezeichnung „Anstalt E“ erhielt. Erhaltene Unterlagen bezeugen den Tod von 10.072 Menschen bis August 1941 in Hadamar. Ein Jahr später wurden noch einmal über 4.400 Menschen Opfer durch überdosierte Medikation.
Patienten von Maria Lindenhof und zwei Lembecker kamen nach Hadamar
Unter den Opfern in Hadamar gehörten auch die Patienten der Holsterhausener Anstalt für Epileptiker und Schwachsinnige der Barmherzigen Brüder von Montabaur, Maria Lindenhof, die 1936 von den Nationalsozialisten nach einem Propagandaprozess vor dem Landgericht Essen aufgelöst worden war.
Auch die Lembecker Wilhelm Loick und Josef Schwenk gehörten zu den Euthanasie-Todesopfern. Beide wurden in der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar ermordet. Die Todesursachen wurden verschleiert: Herzanfall, Schlaganfall, Lungenentzündung und ähnliche falsche Todesursachen wurden den Angehörigen amtlich mitgeteilt, denen auch eine Urne mit der echten oder irgendeiner Asche zugeschickt wurde. Beide Urnen sind auf dem Lembecker Friedhof beigesetzt worden.
Friedrich Wilhelm Loick, geboren am 2. Mai 1883 in Lembeck, kam am 30. März 1940 zuerst in die Provinzialheilanstalt Münster, von dort am 30. Juni 1943 in die Landesheilanstalt Eichberg und am 12. Oktober 1943 schließlich nach Hadamar, wo er acht Tage später, am 20. Oktober, angeblich an einem „Schlaganfall“ verstarb (Sterbeurkunde Reg.-Nr. 1271/1943, Standesamt Hadamar). Josef Johann Schwenk, geboren am 1. Mai 1912 in Lembeck, wurde am 13. Januar 1937 ebenfalls in die Provinzialheilanstalt Münster eingewiesen, wurde am 30. Juni 1943 in die Landesheilanstalt Eichberg verlegt und – wie W. Loick – am 12. Oktober 1943 nach Hadamar. Dort starb er am 18. November 1943 angeblich an „Lungenentzündung“ (Sterbeurkunde Reg.-Nr. 1438/1943 Standesamt Hadamar).
Tötungsanstalt getarnt als „Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege“
Die Landesheilanstalt Hadamar war die letzte der sechs späteren Tötungsanstalten, die von den jeweiligen Gebietskörperschaften in die Hoheit des Reichs übergingen. Hierzu war ein Teil der Anstalt vom Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau an die „Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege“, einer Tarnorganisation der mit der Durchführung des Krankenmordes beauftragten „Kanzlei des Führers“ verpachtet worden. So wurde in einem Flügel des Hauptgebäudes der Landesheilanstalt Hadamar 1940 die sechste NS-Tötungsanstalt des Deutschen Reichs für das nationalsozialistische Euthanasie-Programm (im Nachkriegssprachgebrauch Aktion T4) eingerichtet. 1940 traf ein Abgesandter der Berliner Reichskanzlei mit Decknamen „Hase“ erste Vorbereitungen zum Umbau der Anstalt. Neben der Einrichtung von Büro-, Schlaf- und Gesellschaftsräumen für das neue Personal wurden die Gaskammer und das angeschlossene Krematorium gebaut. Die Umbauarbeiten dieser Kellerräumlichkeiten wurden wegen der Geheimhaltung nicht von Unternehmen aus der Region ausgeführt. Kurz vor Weihnachten erreichte dann das eigens für das Euthanasie-Programm ausgewählte Personal, bestehend aus Ärzten, Schwestern und Pflegern, sowie drei Omnibusse der Gekrat (Transportorganisation der T4) Landesheilanstalt Hadamar. Das bisherige Personal wurde zum Stillschweigen über die künftigen Vorgänge verpflichtet.
Opfer kamen aus Westfalen und anderen Provinzen
Die Herkunft der Opfer war durch das vorgegebene Einzugsgebiet der seit 1907 bestehenden Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar bestimmt. Dort wurden ab 1941 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen aus Heilanstalten der preußischen Provinzen Hessen-Nassau, Westfalen, Hannover und der Rheinprovinz sowie der Länder Hessen, Baden und Württemberg ermordet. Hadamar waren neun so genannte Zwischenanstalten zugeordnet, in die die zu ermordenden Menschen aus den einzelnen Heilanstalten ohne vorherige Information der Angehörigen in Sammeltransporten verlegt wurden. Von dort wurden sie je nach vorhandener Kapazität in Hadamar abgerufen und zur gezielten Ermordung abtransportiert. Die neun Zwischenanstalten waren Herborn, Weilmünster, Eichberg/Eltville am Rhein, Kalmenfof/Idstein, Scheuern/Nassau, Galkhausen, Andernach, Wiesloch und Weinsberg. In diesen Zwischenanstalten wurden Menschen nach Abschluss der ersten Phase der Aktion T4 in eigener Verantwortung der Anstaltsärzte dezentralisiert ermordet.
Beim 10.000sten Opfer bekamen die Angestellten 1941 Freibier
Nach einer erhalten gebliebenen internen T4-Statistik wurden in der Tötungsanstalt Hadamar in nur acht Monaten zwischen dem 13. Januar 1941 und dem 1. September 1941 insgesamt 10.072 Menschen durch das Gas Kohlenmonoxyd ermordet, in der Sprache ihrer Mörder: desinfiziert. Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen wurde im Sommer 1941 die Verbrennung des 10.000sten Patienten gefeiert, bei der sämtliche Angestellte eine Flasche Bier erhielten. Gemäß aktualisierter Opferliste der Gedenkstätte Hadamar (Stand 2010) betrug die Opferzahl 10.122. Die Menschen wurden in einem als Duschraum getarnten Kellerraum ermordet und ihre Leichen im angrenzenden Krematorium verbrannt. Die Rauchwolken des Krematoriums und der Geruch nach verbrannten Leichen führten zusammen mit Berichten des Personals der Anstalt dazu, dass die Einwohner von Hadamar und Umgebung die systematischen Ermordungen zumindest vermuten konnten. Das Sonderstandesamt Hadamar-Mönchberg versandte an Angehörige Sterbeurkunden mit unzutreffenden Todesursachen. Die Opferzahl von mehr als 10.000 Menschen umfasst lediglich die erste Phase der Aktion T4 in Hadamar. Diese wurde auf Anordnung Adolf Hitlers mit dem Datum 24. August 1941 abgeschlossen. Dazu hatte der Protest der katholischen Kirche beigetragen. Auch der Limburger Bischof, in dessen Diözese Hadamar lag, hatte einen Protestbrief an das Reichsjustizministerium geschickt.
Durch Tötung der Kranken freie Klinikbetten für verwundete Soldaten
Am Ende dieser ersten Phase der so genannten Erwachsenen-Euthanasie waren über 70.000 Kranke durch Gas getötet worden. Der Reichsbeauftragte für die Heil- und Pflegeanstalten, Herbert Linden, konnte daher feststellen, dass der Krankenbestand seit 1939 um 25 Prozent abgenommen habe. Seine Zielvorgabe war jedoch, weitere 60 Prozent der Klinikbetten in den Psychiatrien für eine Verwendung durch Bombenkriegsopfer und verwundete Soldaten freizumachen. Dies war Aufgabe der zweiten Phase des Euthanasie-Programms, die unter der Bezeichnung „wilde’“, „dezentrale“, „Medikamenten-Euthanasie“ oder „Aktion Brandt“ bekannt wurde. Im Gegensatz zum bisherigen Vorgehen wurde nicht mehr in wenigen zentralen Anstalten durch Gas getötet, sondern in zahlreichen Anstalten im ganzen Reich durch gezielte Mangelernährung bis zum Hungertod und durch Überdosen von Medikamenten wie Luminal, Veronal bzw. Injektionen von Morphin-Skopalamin oder einfach Luft.
1942 bis 1945 NS-Tötungsanstalten weiter in Bereitschaft gehalten
In der Zentraldienststelle T4 war bis zum Sommer 1942 noch nicht bekannt, ob die Gasmorde nach dem Stopp wieder aufgenommen werden würden. Bis endgültige Klarheit darüber bestand, wurden die NS-Tötungsanstalten weiter in Bereitschaft gehalten. Das Pflegepersonal wurde teils an Heil- und Pflegeanstalten abgeordnet oder für den so genannten Osteinsatz verwendet. Im Sommer 1942 war in Berlin die Entscheidung gefallen, dass die Gasmordaktion nicht mehr fortgeführt und die Vergasungsanstalten aufgelöst werden. In Hadamar wurden daher die entsprechenden Anlagen entfernt, benutzte Gebäudeteile wieder in den Ursprungszustand versetzt und die Räumlichkeiten für ihre vormalige Nutzung hergerichtet. Die Arbeiten in Hadamar waren bis Ende Juli beendet, sodass die Anstalt am 31. Juli 1942 in die Trägerschaft des Bezirksverbandes Nassau in Wiesbaden zurückgegeben werden konnte, der ab dem 1. August 1942 die Landesheilanstalt wieder komplett betrieb.
Morden durch überdosierte Medikamente und Verhungernlassen fortgesetzt
Auf Geheiß des Landrates übernahm Oberarzt Adolf Wahlmann die ärztliche Leitung und Landessekretär Alfons Klein die Verwaltungsgeschäfte, wobei Klein, der im Gegensatz zu Wahlmann als „parteipolitisch zuverlässig“ galt, selbst eine ärztliche Leitungsbefugnis vom Landrat erhielt und ausübte. Unter der Verantwortung dieser beiden Männer wurden ab August 1942 die Morde an behinderten und psychisch kranken Menschen fortgesetzt, jetzt jedoch nicht mehr in einer Gaskammer, sondern durch von Ärzten und Pflegern verabreichte Injektionen, überdosierte Medikamente sowie durch planmäßiges und vorsätzliches Verhungernlassen. Im Gegensatz zur ersten Phase waren nicht nur Ärzte die todgebenden Täter, sondern ebenso Krankenschwestern und Pfleger.
Der Kreis der zu ermordenden Menschen wurde in dieser zweiten Phase der Tötungsanstalt Hadamar noch zweimal erweitert. Im April 1943 wurde dort auf Anweisung des Reichsministeriums des Innern ein vorgebliches „Erziehungsheim für minderjährige jüdische Mischlingskinder“ (Kinder mit einem jüdischen Elternteil) aus staatlichen Fürsorgeeinrichtungen des Reichs eingerichtet. An sich waren diese Kinder auf Grund der „Nürnberger Gesetze“ als so genannte „Halbjuden“ vor Deportation und Ermordung geschützt. Nun wurden sie in die allgemeine Vernichtung mit einbezogen: 39 „jüdische Mischlinge“ wurden nach Hadamar eingewiesen. 34 Kinder wurden durch Giftinjektionen ermordet, fünf Kinder wurden auf energischen, auch juristischen Druck ihrer Angehörigen hin wieder aus der Anstalt entlassen.
Kranke Ostarbeiter durch Giftinjektionen getötet
Ab Ende Juli 1944 wurden angeblich unheilbar an Tuberkulose erkrankte Ostarbeiter durch Giftinjektionen ermordet. Es handelte sich um 274 Männer, 173 Frauen und 21 Kinder im Alter von unter 15 Jahren, insgesamt um 468 Menschen. 375 waren Sowjetbürger und 63 Polen. Zwischen dem 13. August 1942 und dem 24. März 1945 wurden 4.817 Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung nach Hadamar transportiert, die meisten davon durch die Gekrat, die Transportorganisation der T4. 4.422 von ihnen starben in diesem Zeitraum, der überwiegende Teil keines natürlichen Todes. Erst die Besetzung Hadamars durch US-Truppen am 26. März 1945 beendete die bis zum Kriegsende anhaltende systematische Ermordung von Menschen. Die Gesamtzahl der Opfer in der Tötungsanstalt Hadamar beläuft sich auf mindestens 14.494 Menschen.
Die Ärzteschaft – eine getarnte Mörderbande
Die T4-Organisatoren Viktor Brack und Karl Brandt ordneten an, dass die Tötung der Kranken ausschließlich durch das ärztliche Personal erfolgen durfte, da sich das Ermächtigungsschreiben Hitlers vom 1. September 1939 nur auf Ärzte bezog. Die Bedienung des Gashahns war somit Aufgabe der Vergasungsärzte in den Tötungsanstalten. Allerdings kam es im Laufe der Aktion auch vor, dass bei Abwesenheit der Ärzte oder aus sonstigen Gründen der Gashahn auch vom nichtärztlichen Personal bedient wurde. Alle Ärzte traten im Schriftverkehr nach außen nicht mit ihrem richtigen Namen auf, sondern verwendeten Tarnnamen. In Hadamar waren als Tötungsärzte tätig:
Leiter: Ernst Baumhard (Tarnname „Dr. Moos“): Januar 1941 bis Juni 1941
Leiter: Friedrich Berner („Dr. Barth“): Juni 1941 bis August 1941
Leiter: Curt Schmalenbach („Dr. Palm“): Dezember 1941 bis Juli 1942
Leiter: Adolf Wahlmann: 5. August 1942 bis April 1945
Stellvertreter: Günther Hennecke („Dr. Fleck“): 13. Januar 1941 bis Juni 1941
Stellvertreter: Bodo Gorgaß („Dr. Kramer“): 18. Juni 1941 bis August 1941
Aufarbeitung der Vergangenheit wurde anfangs abgelehnt
Die Erinnerung an den systematischen Krankenmord auf dem Hadamarer Mönchberg begann im Jahr 1953 durch die Installation eines Gedenkreliefs im Eingangsbereich der ehemaligen Tötungsanstalt. In den 1960er-Jahren wurde die Thematik u. a. im SPIEGEL aufgegriffen, jedoch nicht systematisch erforscht. Der Frankfurter Wissenschaftler Ernst Klee recherchierte und publizierte umfänglich zu den Morden auf dem Mönchberg in Hadamar. Der Rechtsnachfolger der für die Morde verantwortlichen Institution, der Landeswohlfahrtsverband Hessen, zeigte wenig Interesse an einer kritischen Befassung mit den Verbrechen. Im Jahr 1985 publizierten der Sozialarbeiter Gerhard Kneuker und der ärztliche Direktor Wulf Steglich einen nicht-wissenschaftlichen Erfahrungsbericht. Das Buch basiert zum Teil auf Forschungen im Hessischen Hauptstaatsarchiv, insbesondere den Akten zum Hadamar-Prozess der Jahre 1946/1947, sowie auf eigenen Gesprächen mit Zeitzeugen. Zu Beginn der 1980er-Jahre gründete sich eine aus 18 Studierenden und zwei Professoren zusammengesetzte Arbeitsgruppe an der Fachhochschule Frankfurt am Main, deren definiertes Ziel die gründliche Erforschung des Krankenmordes auf dem Mönchberg war.
Über 5.000 Patientenakten lagerten durchfeuchtet im Keller
Unter dem Arbeitstitel „Psychiatrie im Faschismus: Die Anstalt Hadamar 1933 bis 945“ begannen die Forscher, die im Hessischen Hauptstaatsarchiv vorhandenen Akten zum Hadamar-Prozess auszuwerten sowie die bisher unbearbeiteten Akten im Keller der ehemaligen Tötungsanstalt zu sichten und systematisch zu bearbeiten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die rund 5.000 im Keller der ehemaligen Mordanstalt gelagerten Patientenakten nicht beachtet oder archiviert worden. Vielmehr lagen sie „verstaubt und durchfeuchtet … archivarisch völlig unversorgt“ in einem nicht abgeschlossenen Kellerraum. Die sich über drei Jahre erstreckende Forschungsarbeit wurde durch den Landeswohlfahrtsverband nicht unterstützt, sondern behindert. Dies formulierte die von der Hessischen Landesregierung unterstützte Forschergruppe nach Abschluss der Arbeit in aller Deutlichkeit in ihrem Vorwort zu einer Publikation. „Die „Behinderungsstrategien … waren wesentlich bestimmt durch das Motiv, den in den Archiven lagernden politischen Zündstoff so weit wie möglich zu entschärfen.“ Trotz der institutionell-politischen Widerstände entstand die erste grundlegende Untersuchung zur Rolle der Anstalt Hadamar, weil das Projekt durch die Hessische Landesregierung unterstützt wurde. Erst im Jahr 2002 erfolgte, diesmal allerdings unter der Federführung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen eine grundlegende Erforschung der Rolle des Bezirksverbands im Rahmen der Aktion T4 und der sich anschließenden 2. Phase des Krankenmordes.
Mittlerweile große Anerkennung der Gedenkstätte Hadamar
1953 wurde in der Eingangshalle des Psychiatrischen Krankenhauses Hadamar ein Wandrelief angebracht und elf Jahre später der Friedhof, auf dem die Toten der Jahre 1942 bis 1945 liegen, würdevoll umgestaltet. 1983 gab es eine erste Ausstellung zu den Krankenmorden, die in den Kellerräumen der einstigen Tötungsanstalt gezeigt wurde. Seit 2006 steht eine digitale Opferdatenbank zur Verfügung, die in ihrer Vollständigkeit einmalig für die sechs Tötungsanstalten ist. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, Angehörige bei der Aufdeckung der verschleierten Todesumstände zu unterstützen. Sie leistet so einen wichtigen Beitrag zum Gedenken. 2007 erhielt die Gedenkstätte Hadamar den „Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung“.
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Ich kam im August 1946 mit acht Jahren als Kind Vertriebener nach Hadamar. Wegen des jahrzehntelangen Schweigens – insbesondere auch der uns unterrichtenden Lehrer – wurde mir erst sehr spät die Dimension des Verbrechens bewusst. Obwohl die Euthanasie in Hadamar nur ein Viertel Prozent der in nationalsozialistischen Tötungseinrichtungen umgebrachten Opfer ausmacht, ist die absolute Zahl der hier Ermordeten mit 15.000 Einzelschicksalen doch erschreckend. Um so mehr verwundert es, dass man den Einzelschicksalen in den öffentlichen Medien eine vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit widmet(e). Verdienen 15.000 ermordete hilflose Menschen denn weniger Anteilnahme der Nachgeborenen als die 1.500 ermordeten Flüchtlinge an der Zonen- und Sektorengrenze? Warum gibt man – gab man – ihnen kein „Gesicht“ in der Zeit als Hinterbliebene dazu noch hätten beitragen können?
Sehr geehrte Damen und Herren!
Meine Mutter war zur Zeit meiner Geburt, 1944, in Herborn bei der Familie Altvater evakuiert. Aus den Erzählungen meiner Mutter habe ich erfahren, dass Prof. Dr. Altvater in Hadamar tätig war. Es würde mich interessieren, ob er an dem Euthanasie-Programm beteiligt war. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir eine Antwort zukommen lassen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Greiß