In einem Runderlass vom 9. Mai 1933 regelte das Preußische Innenministerium den Wildwuchs nationalsozialistischer Straßenumbenennungen und legte den Verwaltungsakt in die Hände der Polizei. In Dorsten, Hervest, Holsterhausen und in den Landgemeinden gab es meist auf Antrag kommunaler Körperschaften oder der Partei Umbenennungen von Straßen und Plätzen:
Dorsten
Katharinenstraße = Straße der SA
Vestische Allee = Straße der Ostmark
Hammer Weg = Straße der österreichischen Legion
Essener Tor = Adolf-Hitler-Platz
Friedensplatz = Horst-Wessel-Platz
Bonifatiusplatz = Hindenburgstraße
Dreckerstraße = Düppelstraße
Antoniusstraße/Kurze Straße = Adolf-Hitler-Straße
Ebertstraße = Heinrichstraße
Marktplatz/heute Grünanlage an Breslauer Str. = Adolf-Hitler-Platz
Querstraße = Horst-Wessel-Straße
Hervest-Dorsten
Brunnenplatz = Adolf-Hitler-Platz
Glück-Auf-Straße/Kaiserstraße = Arthur-Wagner-Straße
An der Landwehr/Kaiser-Wilhelm-Straße = Straße der SA
Harsewinkel = z. T. Straße der SA
Ebertstraße = Franz-Seldte-Straße
Ebertplatz = Düsterbergplatz, später Emil-von-Scheven-Platz*
Hauptstraße = Litzmannstraße
Alte Dimker Straße = Adolf-Hitler-Straße
Sandkamp = Sadeckistraße
Die NSDAP wurde im Zuge der sich festigenden NS-Staatsmacht immer mehr Träger und Überwacher kommunaler Belange. In einer Verordnung des Reichsinnenministers Frick vom 1. April 1939 heißt es: »Die Benennung von Straßen, Plätzen und Brücken bedarf der Zustimmung des Beauftragten der NSDAP.«
Der Gastwirt und Nationalsozialist Emil von Scheven verunglückte am 20. April 1933 an der Ecke Dorstener/Halterner Straße tödlich. Er feierte mit anderen Parteigenossen Führers Geburtstag und fiel angetrunken von der Kühlerhaube eines mit mehreren Personen besetzten Lieferwagens, als dieser am Gemeindedreieck in die Kurve fuhr.
An der Beerdigung am darauf folgenden Sonntag nahmen 4.000 Personen teil: Krieger- und Spezial-Vereine, Stahlhelm, Kyffhäuser, Feuerwehren, Frauenbund, Sportvereine, Saarverein, SA, SS, HJ, BDM, Polizei, Kirchenchor u. a. SA-Standartenführer Faßbach (Recklinghausen) und Gemeindevorsteher Ludwig Schürholz widmeten dem Verstorbenen namens der NSDAP einen Nachruf. SA- und SS-Abteilungen bildeten Trauerspalier. Die Dorstener Volkszeitung schrieb am 26. April 1933:
»Bei der Hausandacht am Sonntag rief die SA-Kapelle ihrem toten Freund letzte Grüße nach. Während der Sarg, der mit der Hakenkreuzfahne bedeckt war, von brennenden Fackeln flankiert zum Leichenwagen getragen wurde, sang der Männergesangverein „Einigkeit“ das Lied „Über den Sternen“ «.
Der von den Nationalsozialisten nach ihrem Mitkämpfer von Scheven benannte Platz wurde von etlichen Hervest-Dorstenern bis in die 1990er-Jahre noch so genannt (z. B. auf Plakaten des Schützenvereins). Ein Antrag auf offizielle Wiederbenennung des Platzes nach Scheven, der heute »Glück-Auf-Platz« heißt, hatte im Rat keinen Erfolg.
Das wäre ja wohl noch schöner, einen Ort nach einem Nazi WIEDERzubenennen. Hört das denn nie auf mit der braunen Brut?