Adolf Hitler – Massenmörder und Multimillionär, Steuerbetrüger und Steuerverschwender

An jeder Briefmarke mit seinem Konterfei als Reichskanzler und Reichspräsident verdiente der Privatmann Adolf Hitler

Von Wolf Stegemann

Er aß kein Fleisch, trank nicht und rauchte nicht. Doch selbstlos war Adolf Hitler nicht. Die von Hitler selbst gestrickte Legende vom asketischen, opferbereiten, selbstlosen „Führer“ im Dienste seines Volkes, der sogar auf sein Gehalt als Reichskanzler verzichtet habe, ist so langlebig wie falsch. Als er 1945 Selbstmord beging, war er ein schwer reicher Mann. Schon zu Beginn seiner „Karriere“ verfügte Hitler über genügend Einkünfte – wohlhabende Spender aus der Industrie finanzierten ihn heimlich. Als er an der Macht war, schien der Geldstrom kein Ende mehr zu nehmen. Weiterlesen

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Adolf Hitler erhielt Tausend und Abertausend Liebesbriefe: „Du süßestes herzensbestes Lieb, mein Einziges. Weißt Du, heute möchte ich Dich vor lauter Lieb’ auffressen.“ – Ein Mosaik personifizierter Geschichte

Hitler umschwärmt von jungen Mädchen auf dem Berghof bei Berchtesgaden 1941; NS-Propagandafoto

Von Wolf Stegemann

Ob sich Dorstenerinnen trauten, ihrem „geliebten Führer“ auch persönlich ihre Liebe zu ihm in Liebesbriefen zu bekennen, ist nicht bekannt – eher unwahrscheinlich. Allerdings gaben etliche der nationalsozialistischen Damen ihre Zuneigung zum Führer, in denen immer auch die weibliche Komponente mitschwang – in Reden und in den Propagandabildern der Zeitungen. So wird in einem Brief an eine Freundin ein junges BDM-Mädchen aus Dorsten zitiert, die dazu  bekannte, dass sie unentwegt auf einem Foto in des Führers „strahlende und feste Augen“ geschaut haben will, wenn sie Kummer hatte. Dann ginge es ihr besser. Das Mädchen müsste zwischen 15 und 17 Jahre alt gewesen sein, als sie diesen kurzen Brief 1937 schrieb. „Ich bin verliebt“, schrieb sie noch als Nachsatz. Ob ihr Liebesobjekt nun der unerreichbare Hitler war oder ein Junge von Nebenan, darüber darf spekuliert werden. Vermutlich war es Adolf Hitler, denn in dem Brief hat sie über kein anderes Thema geschrieben, als über ihren Ritter mit den strahlenden Augen. Aber auch Männer waren von Hitler fasziniert, wie der Fabrikbesitzer Hermann Schürholz aus Hervest-Dorsten, der nach einer Begegnung mit Hitler in Berlin seiner Familie nach Dorsten telegrafierte: „Habe dem Führer in die Augen gesehen – ein erhabener Anblick – euer stolzer Vater!“

"Süßes Adilie ..."

Frauen seiner Umgebung himmelten den Diktator an

Diktatoren sind oft gewalttätige Männer mit einem unersättlichen Machttrieb. Von Ausnahmen abgesehen dringt ihr ausgeprägtes Sexualleben selten an die Öffentlichkeit. Psychoanalytiker beschreiben sie als Frauenliebhaber und Frauenverächter zugleich, was mit anderen Wahrnehmungen zusammengenommen eine erotische Ausstrahlung auf Frauen bewirkt. Sie werden von Frauen oft angehimmelt. Dem glatzköpfigen italienischen Diktator Benito Mussolini flogen nicht nur geworfene Blumen, sondern auch die Herzen der Frauen zu. Seine Geliebte teilte nicht nur das Bett, auch den Tod mit ihm. Das war auch bei Adolf Hitler so, über dessen Liebesleben kaum etwas an die Öffentlichkeit drang. Die Liebesbriefe aber, die deutsche Frauen zwölf Jahre lang an den Führer geschrieben haben, sind deutlicher.

Adolf Hitler hatte seine Verehrerinnen und Geliebten, darunter Winifred Wagner (Bayreuth), die ihm schon 1924 in seine Haft in Landsberg Fresspakete und Liebesbriefe schickte, seine Nichte Geli Raubal, Eva Braun und Magda Goebbels. Letztere heiratete ihren klumpfüßigen Mann nur, um dem großen Führer nahe zu sein. „Ich liebe meinen Mann ebenfalls, doch meine Liebe zu Hitler ist stärker. Für ihn würde ich mein Leben geben“, sagte sie. Und sie gab es. Zuvor noch schenkte ihr Adolf Hitler, bevor er sich im Bunker unter der Reichskanzlei am 30. April 1945 umbrachte, sein goldenes Parteiabzeichen.

Gesammelte Liebesbriefe 1945 in der verwüsteten Reichskanzlei aufgefunden

„In der Politik braucht man die Unterstützung der Frauen“, sagte Hitler zu Rauschnig. „Die Männer folgen einem von allein.“ Die französische Schriftstellerin Diane Ducret meint in einem Zeitungsartikel der Daily Mail vom 8. Oktober 2007, dass „Hitler mehr Briefe weiblicher Fans erhalten hatte, als Mick Jagger und die Beatles zusammen“. Die meisten dieser Briefe gingen bei der Bombardierung und Plünderung der Reichskanzlei nach der Besetzung durch die Russen verloren. Allerdings fand der US-Soldat William C. Emker 1946 in der verwüsteten Reichskanzlei noch einen Packen teils verkohlter Liebesbriefe deutscher Frauen an den Führer. Heute sind sie im Berliner Bundesarchiv aufbewahrt. Aufmerksam wurde der amerikanische Soldat, als er einen Briefumschlag mit einem Schreiben aufhob, das an „Unseren geliebten Führer“ gerichtet war. Und dann lagen verstreut noch mehrere solcher Briefe auf dem Boden, die der Soldat einsteckte. Erst zu Hause merkte der Soldat, was für einen Fund er gemacht hatte: Die Briefe entpuppen sich als Fanpost an den Führer. In den darauf folgenden Wochen stattete Emker der Reichskanzlei immer wieder Besuche ab, schaffte in Aktentaschen Briefe heraus. Rund 8.000 Schreiben kamen so zusammen: Vor Nationalstolz triefende Gedichte, freundliche Angebote, dem Führer die Haare zu schneiden – und eine Reihe von Liebesbriefen von „Volksgenossinnen“ mit denkwürdigen Aufschriften wie „An Wölflein“, „Heißersehnter“, „Geliebtes Adilie“.

Verkohlte Blumen für den "Führer": Dieser geblümte Gruß erreichte Adolf Hitler zu dessen 48. Geburtstag am 20. April 1937, unterzeichnet ist er von einem "Kriegskamerad und Landsturmmann".

Lobgesänge und Wahnvorstellungen

Im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde wurden die Briefe vom Schimmel befreit und konserviert. Auf ihnen schimmern Liebesschwüre in blauer oder türkisfarbener Tinte. Die oft schwer leserlichen Handschriften sind über die Jahre stark ausgeblichen, einige von ihnen hat das durstige Papier bis zur Unkenntlichkeit aufgesaugt. Fotos von lächelnden Menschen und Postkarten mit Blümchenmotiven liegen wild zwischen den Blättern. Die Dokumente füllen Hunderte Seiten, zusammen bilden sie ein Mosaik personifizierter Geschichte.
Manche der liebestollen Frauen verfassten durchaus sachlich gehaltene Anschreiben: „Lieber Führer Adolf Hitler! Eine Frau aus dem Sachsenland wünscht sich ein Kind von Ihnen“, heißt es da. Andere schickten schmachtende Lobgesänge: „Du süßestes herzensbestes Lieb, mein Einziges, mein Allerbester, mein trautest und heißest Geliebtes. Weißt Du, heute könnte ich Dir gar nicht genug Namen geben, heute möchte ich Dich vor lauter Lieb‘ auffressen. Was würden aber da die anderen sagen?“ Einige der Briefe sind Beweis der Wahnvorstellungen ihrer Verfasserinnen („Du gibst mir über Rundfunk so viel zu verstehen“) und so manch einer der Liebesschwüre ist eine patriotische Offenbarung von ganz besonderem Kaliber: „Ich küsse Dich auf Deine 4 Buchstaben und tue Front frei, damit Du fühlst wie lieb ich Dich hab.“

„Mein heißgeliebter Führer! …“, schrieb am 19. April 1940 eine Wienerin an Adolf Hitler und gratulierte ihm zum 51. Geburtstag. Und ein anderer Brief war an den „geliebten Romeo“ gerichtet: „Ich grüße Dich von ganzem Herzen und küsse Dich vielmals, mein geliebter Romeo.“ In einem Liebesbrief vom August 1944, als die Alliierten an allen Fronten bereits in Richtung Reichsgrenzen vorrückten, steht: „Am liebsten möchte ich Ihnen einen Kuss geben, weil Sie so ein herzensguter Mensch sind.“ Da hatte der „Führer“  seine Faszination für viele Volksgenossinnen noch nicht verloren. Auf einer Postkarte an Hitler ist zu lesen: „Lebe wohl mein Schatz und Gute Nacht, Du mein herziges Kind.“

Wahlplakat 1932: "Frauen! Rettet die deutsche Familie! - wählt Adolf Hitler!"

„Meine Braut ist Deutschland“

Keine Frage: Auch wenn der Diktator immer wieder bekräftigte: „Meine Braut ist Deutschland“ – der Mann hatte einen Schlag beim anderen Geschlecht. Und das, obwohl er mit seiner archaischen Vorstellung von der Rolle der Frau nicht hinterm Berg hielt: Ihre Kriegsfront sei der Kreißsaal und ihre Hauptaufgabe bestehe darin, dem Führer Kinder zu schenken – je mehr, desto besser. Einmal äußerte Hitler gegenüber seinem Leibarchitekten und Rüstungsminister Albert Speer: „Sehr intelligente Menschen sollen sich eine primitive und dumme Frau nehmen. Sehen Sie, wenn ich nun noch eine Frau hätte, die mir in meine Arbeit hineinredet! In meiner Freizeit will ich meine Ruh’ haben.“ Eva Braun, die Geliebte des „Führers“ stand bei dem Gespräch daneben.
Die Inhalte der Briefe und Karten muten komisch an. Auf einer Postkarte mit Märzenbechern schreibt ein Fan im Dezember 1940 an Adolf Hitler: „Süßes Adilie! Gleich will ich Dir wieder herzliche Grüße nach der Ostfront schicken. Wirst Du lange dort bleiben? Innige Küsse, Dein Ritschilie.“ Ob es sich bei dem Kartenschreiber um einen Mann oder eine Frau handelt, bleibt offen. „Lieber Dolfi! Du niedlicher Führer! Komm doch zu mir, ich gebe Dir mit heißem Herzen alles, was Du Dir von einer Frau wünschst…!“ steht auf einer Karte, abgestempelt in Gelsenkirchen.

Briefschreiberin in die Heilanstalt eingewiesen

All die Briefe an den „süßen Adilie“ erreichten Hitler nie. Sie wurden seinerzeit von Beamten der Reichskanzlei gesichtet und zu den Akten gelegt. Jene Frauen, die dem Führer ihre Liebe allzu überschwänglich offenbarten, wurden zudem häufig unter Überwachung gestellt und mitunter vom Sicherheitsdienst bedroht. Einige von ihnen wurden sogar – zu Recht oder unrecht – für geisteskrank erklärt und in „Heil- und Pflegeanstalten“ eingeliefert, was angesichts der Nazi-Ideologie vom „unwerten Leben“ einem Todesurteil gleichbedeutend sein konnte.
Die Geschichte der Gertrud Z. zeugt von dieser Vorgehensweise. Unermüdlich schrieb die Frau dem Führer Liebesbriefe. Von einem besonders langen, liebestrunkenen Brief existiert sogar eine Schreibmaschinenabschrift. Sie wurde 1943 vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda angefertigt. Die Frau schrieb: „Tun Sie mit mir, was Sie wollen. Sie können mich auch wieder in ein Irrenhaus einsperren, ist mir egal, wenn ich nicht beim Führer sein kann, bin ich so nur ein lebender Leichnam!“ Die Passage wurde mit rotem Buntstift unterkringelt. An dem Brief klebt ein Protokoll vom 5. November 1943, adressiert an das Innenministerium: Der Minister habe telefonisch mitgeteilt, dass Frau Z. sich ab sofort in einer „Irrenanstalt“ befinde.

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Quellen: Diane Ducret „Die Frauen der Diktatoren“, übersetzt von Elisabeth Liebl, Ecowin Verlag. – Signatur im Bundesarchiv: R 43. – Katharina Ebeling u.a. (Hg): Geliebter Führer…“, 2011. – Helmut Ulshöfer „Liebesbriefe an Hitler – Briefe in den Tod“, 1994. – Seither waren wiederholt auch Bühnenbearbeitungen des Stoffes zu sehen, zuletzt im Theater am Schlachthof in Neuss.
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Zwangssterilisierung I: Gesetz zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses von 1933 – Vergessene Opfer

Gesetzblatt von 25. Juli 1933

Entstehung und Ziel: Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses wurde kurze Zeit nach der Machtergreifung am 14. Juli 1933 als erstes Rassegesetz in einer langen Reihe von Unterdrückungsmaßnahmen verabschiedet und trat im Januar 1934 in Kraft. Die Nationalsozialisten wollten, dass die Opfer des Gesetzes keine Möglichkeit hatten, der einmal beschlossenen Sterilisierung zu entgehen. Die letzte Änderung des Gesetzes datierte vom 4. Februar 1936. Die Idee des Gesetzes war durch und durch rassistisch: „Ziel der dem deutschen Volk artgemäßen Erb- und Rassenpflege ist: eine ausreichende Zahl Erbgesunder, für das deutsche Volk rassisch wertvoller, kinderreicher Familien zu allen Zeiten. Der Zuchtgedanke ist Kerngehalt des Rassengedankens. Die künftigen Rechtswahrer müssen sich über das Zuchtziel des deutschen Volkes klar sein.“ Weiterlesen

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Aus Holsterhausen, Hervest-Dorsten und Dorsten wurde 1943 durch Eingemeindung Groß-Dorsten

Von Wolf Stegemann

Mitten im Krieg, am 1. April 1943, wurde rechtskräftig, was der Regierungspräsident angeordnet hatte: Die Eingemeindung von Holsterhausen und Hervest in die Stadt Dorsten mit nunmehr 25.000 Einwohnern. Damit wurde aus der kleinen Lippestadt Dorsten „Groß-Dorsten“, ein Begriff, der nach Ende des Dritten Reiches nicht mehr verwendet wurde. Groß-Dorsten verblieb zusammen mit den Gemeinden der Herrlichkeit (Wulfen, Lembeck, Altschermbeck, Rhade und Erle) im Amt Hervest-Dorsten, dem die Stadt am 1. April 1937 beigetreten war. Erst bei der kommunalen Neugliederung von 1975 wurden die Zugehörigkeiten geändert, die heute noch Bestand haben.

Über die Eingliederung der bis dahin selbstständigen Kommunen Holsterhausen und Hervest-Dorsten in die Stadt erschien 1943 eine Broschüre, in der die Feierstunde dokumentiert ist.

Die damalige Zusammenlegung der beiden Bergbaugemeinden mit der früheren Handelsstadt Dorsten stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung in der Bevölkerung. Zu sehr achteten die jetzt als „Altstädter“ bezeichneten südlich der Lippe wohnenden „Städter“ auf ihre poahlbürgerliche Herkunft und die sozialen Unterschiede. Der Volksmund kreierte in der Stadt den Ausspruch „Über den Jordan gehen“ als etwas, was man eigentlich nicht tut: Die angestammte Heimat und die besseren sozialen Verhältnisse verlassen. Doch die damaligen nationalsozialistischen Kommunal- und Kreispolitiker schwärmten geradezu von der angeordneten Zusammenlegung. Da schien es ihnen gleichgültig zu sein, dass es Widersprüche über die Auffassung gab, ob die Zusammenlegung nun wirtschaftlich und finanziell einen Vorteil für die Stadt bringe oder einen Nachteil. Diese aufkommende Diskussion wurde schnell unter den Teppich einer gemeinsamen euphorischen Haltung gekehrt. Weiterlesen

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Zwangssterilisierung II – Deutsches Ärzteblatt Heft 1/2 – 2007: Ächtung erst nach 74 Jahren aufgehoben (Auszug)

Von Thomas Gerst

Abgeordnete der CDU und SPD wollen einen Bundestagsbeschluss herbeiführen, wonach das Erbgesundheitsgesetz als nationalsozialistisches Unrecht geächtet wird. Für die meisten Betroffenen kommt ein solcher Beschluss zu spät. […] Reichlich merkwürdig erscheint vor diesem Hintergrund, in welcher Weise diese Angelegenheit am 13. April 1961 im Bundestagsausschuss für Wiedergutmachung verhandelt wurde. (Sachverständiger) Prof. Villinger verstieg sich zu der Behauptung, durch eine Entschädigung den Zwangssterilisierten erst recht zu schaden:

„Es ist die Frage, ob dann nicht neurotische Beschwerden und Leiden auftreten, die nicht nur das bisherige Wohlbefinden und [. . .] die Glücksfähigkeit dieser Menschen, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.“ Weiterlesen

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