Wie die NS-Kulturpropaganda deutsche Dichter der Klassik für ihre Ideologie vereinnahmte und dafür Handlanger in Literatur und Wissenschaft fand (III): Kleist und Lessing

0-Dichter-KLeist obenVorwort. In den zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur war auch die gegenwärtige deutsche Literatur ganz und gar vom Staat gelenkt und waren die Sichtweisen auf die deutsche Dichtung vergangener Jahrhunderte ebenso vom Nationalsozialismus verbogen wurden. Namhafte Professoren, Literaturwissenschaftler, Deutschlehrer und Schriftsteller stellten die Dichter des Sturm und Drang sowie des Klassizismus – Goethe. Schiller, Storm, Kleist, Lessing – als wahre Nationalsozialisten und Nordmannsgeister hin, die Germanentum und Wikingertum schon immer in sich hatten. Literatur und Publizistik wurden systematisch in den Dienst der Unterdrückung gestellt. Das Verhalten vieler Schriftsteller, die trotz oder gerade wegen der öffentlichen Bücherverbrennung 1933 in Deutschland blieben und veröffentlichten, ist dies das düsterste Kapitel deutscher Literaturgeschichte. Und dem nicht genug. Namhafte Professoren, Studienräte sowie Literatur- und Theaterwissenschaftler versuchten in Gutachten und Veröffentlichungen die Dichter für den Nationalsozialismus, für das Nordmännerdenken und „Wikingertum“ zu verbiegen. Schiller war schon immer Nationalsozialist und Lessings Tellheim ein nordischer Typ. Und der Schriftsteller Will Vesper schrieb: „Wenn ein deutsches Mädchen ein Verhältnis mit einem Juden hat, so werden beide wegen Rassenschande mit Recht verurteilt. Wenn ein deutscher Schriftsteller und eine deutscher Buchhändler ein Verhältnis mit einem jüdischen Verleger eingeht – ist das nicht eine weit schlimmere und gefährlichere Rassenschande? Es genügt aber nun keineswegs, dass man eine einzelne Ratte erwischt und hinauswirft!“ Wie ein Spuk muten heute jene Jahre an, in denen es hieß: „Schiller als Nationalsozialist! Mit Stolz dürfen wir ihn als solchen grüßen!“ Oder: „Mit Recht feiert man Heinrich von Kleist als den Klassiker des Nationalsozialismus.“ Weiterlesen

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Katholische „Dorstener Volkszeitung“ war gleichgeschaltet

Von Maja Lendzian

In den überregionalen Teilen der Tageszeitungen löste Ende 1932 und Anfang 1933 eine  besorgniserregende Schlagzeile die nächste ab: „Wieder einmal große Prügelei zwischen NSDAP und KPD“, „Strassers Rücktritt von seinen Parteiämtern“, „Reichstags- und Landtagspräsident bei Hindenburg“, „Politischer Umschwung in Vorbereitung“, ,,Die Harzburger Front am Ziel – Hitler auf dem Stuhl Bismarcks“.

Verleger der Dorstener Volkszeitung, Josef Weber

Währenddessen schien der Lokalteil der „Dorstener Volkszeitung“ (DV) in einen politischen Dornröschenschlaf versunken gewesen zu sein. Auch Aktivitäten der Dorstener Nationalsozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten interessierten den Lokaljournalisten kaum. Reichsweit beschränkte sich die Heimatpresse auf Veröffentlichungen alltäglicher Begebenheiten. Dorstener lasen in ihrer Volkszeitung kaum etwas über die Auseinandersetzungen der politischen Parteien vor Ort, die es gegeben hatte. Sie lasen vielmehr über die Unterernährung ihrer Kinder, über Schmuggeljagden in Deuten, Weihnachtsmusik in St. Agatha, Vieh- und Obstzählungen in den Landgemeinden, über „Ruhmestaten der katholischen Caritas“ oder über „Erwerbslosenhilfe durch die öffentliche Lesehalle“, in der sich Arbeitslose aufwärmen konnten. Weiterlesen

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„Der Stürmer“ – antisemitisches Hetzblatt denunzierte. Lehrer Fritz Sagemüller wurde bedroht, weil er den Stürmer-Kasten in Erle nicht angebracht hatte

Mahnbrief der Zeitung "Der Stürmer" an Hauptlehrer Fritz Sagemüller in Erle, 1938

Von Wolf Stegemann

Hauptlehrer Fritz Sagemüller, Schulleiter in Erle, bekam am 15. Juli 1938 von der Redaktion des antisemitischen Kampfblatts „Der Stürmer“ unter dem Aktenzeichen To/Lu. aus Nürnberg einen Brief, in dem der Lehrer aufgefordert wird, endlich auf dem Schulhof den „Stürmer-Kasten“ anzubringen, damit die Schüler über den Kampf gegen das Judentum informiert werden. Im Brief wurde die Drohung ausgesprochen, wenn dies nicht erfolgen sollte, würde in der nächsten Ausgabe des Stürmers stehen: „Hauptlehrer Sagemüller in Erle verbietet den Stürmer-Aushang.“ Weiter schrieb die Zeitung, dass ihr die Information über den fehlenden Kasten „von fanatischen Kämpfern gegen das Judengesindel“ mitgeteilt worden sei und „Sie (Sagemüller) in Ihrer Eigenschaft als Hauptlehrer den Aushang verbieten“ würden. Weiter schrieb der „Stürmer“:

„Wir sind besonders erstaunt darüber, dass Sie sich sogar über den dortigen Ortsgruppenleiter der NSDAP und Bürgermeister hinwegsetzen. Wir werden uns in dieser Angelegenheit noch mit den maßgebenden dortigen Stellen befassen.“ Weiterlesen

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Die nationalsozialistische Presse im Ruhrgebiet bis 1933: Es galt, Arbeiter mit völkischen Anschauungen zu ideologisieren und über „Schweinereien“ aus Kommunen zu berichten

General-Anzeiger Dortmund vom 21. April 1933

Von Dr. Wilfried Böhnke

Wenn Hitler auch, wie er des Öfteren in seinem Buch „Mein Kampf“ betonte, das gesprochene Wort dem geschriebenen vorzog, versuchte man in den Reihen der NSDAP doch schon frühzeitig, einen eigenen Presseapparat aufzubauen. Dem im Dezember 1920 von der Partei erworbenen „Völkischen Beobachter“ folgten bis 1928 drei weitere Tageszeitungen mit einer täglichen Auflage von fast 30.000 Exemplaren. Bis zum Früh­jahr 1932 erhöhte sich diese Zahl besonders durch die Umwandlung von Wochenblättern in täglich erscheinende Zeitungen auf 49; daneben bestanden 45 Wochen- bzw. Halbwochenblätter und fast ebenso viele Zeitschriften, deren Gesamtauflage zu dieser Zeit ein­schließlich der zu Werbezwecken verteilten Gratisexemplare pro Woche bereits auf 6 bis 7 Millionen Stück geschätzt wurde. Die NSDAP folgte damit der althergebrachten Tra­dition aller politischen Gruppen und Parteien, die – wie auf der extremen Rechten bei­spielsweise schon die völkisch-antisemitischen Gruppen gegen Ende des 19. Jahrhunderts – eigene Presseorgane zur Verbreitung ihres politischen Gedankengutes und besonders bei den völkischen Blättern als Mittel der Agitation herausgaben. Innerhalb kurzer Zeit war also von der NSDAP ein Presseapparat aufgebaut worden, der abgesehen von dem der SPD in der Weimarer Republik kein vergleichbares Gegenstück hatte. Die Initiative zu derartigen Zeitungsgründungen ging zum großen Teil von der Gau-Leitung aus.

„Freie Presse“ der Arbeiterschaft vom 13. März 1920

„Kampfverlag“ brach mit völkischen Anschauungen ins Arbeitermilieu ein

Trotz seiner regionalen Ausdehnung und der großen Anzahl an Parteimitgliedern hatte es im Gau Ruhr bzw. Westfalen erst relativ spät selbstständige, gau-eigene Zeitungen ge­geben. Im Ruhrgebiet wurden neben dem offiziellen „Völkischen Beobachter“ aus dem Kampfverlag „Der nationale Sozialist für Rhein und Ruhr“ und die „Berliner Arbeiter­zeitung“ gelesen, ehe die ersten eigenen Zeitungen im Jahre 1928 herausgegeben werden konnten. Pläne und Anstalten dazu lagen aber schon Jahre zurück. Aus ihnen wird deutlich, welch großen Wert man auch im Ruhrgebiet einer eigenen Presse zumaß. So drängte man etwa im Sommer 1924 in den Reihen des VSB Westfalen-Süd (Völkisch-Sozialer Block) auf eine gemeinsame Wochenzeitung in den beiden Landesverbänden Westfalen-Nord und West­falen-Süd. Zu diesem Zweck sollten vorsichtige Verhandlungen mit von Pfeffer in Mün­ster geführt werden: „Eine Überstürzung ist zwecklos, da gerade diese Angelegenheit von größter Bedeutung ist“, heißt es in einem Organisationsplan des VSB. Auch nach der organisatorischen Vereinigung von Nationalsozialisten und Völkischen zur NSFB (Nationalsozialistische Freiheitsbewegung) bildete die Pressefrage ein wichtiges innerparteiliches Thema. In einem Rundschreiben des Gaues Westfalen vom 1. Oktober 1924 wurde für Ende des Jahres 1924 als Pres­seorgan der „Völkische Westfale“ angekündigt, dessen Bezug allen Mitgliedern zur Pflicht gemacht werden sollte. Offensichtlich ist diese geplante Zeitung aber niemals erschienen. Das Projekt fiel ver­mutlich der kurz darauf einsetzenden Diskussion um eine Trennung von Nationalsozia­listen und Völkischen zum Opfer. Als Ende Februar 1925 in Hamm unter der Leitung von Gregor Strasser Vertreter der NSFB zur Neugründung der NSDAP zusammenka­men, soll auf dieser Tagung einem Brief Goebbels’ zufolge für Mitte 1925 in Dortmund die Herausgabe einer Gau-Tageszeitung geplant gewesen sein.

„Völkischer Beobachter“ vom 10. Juni 1923

Zögerlich bei der Gründung eines eigenen Presseorgans im Gau Ruhr

In den nächsten Jahren bis 1927/28 scheint die Diskussion um die Gründung eines eige­nen Presseorgans im Gau Ruhr erloschen zu sein. Jedenfalls finden sich weder bei Goeb­bels in seinen Tagebuchaufzeichnungen noch bei Beck oder in den verschiedenen Archiv­beständen Hinweise darauf. Als Grund dafür werden in erster Linie die schlechten finanziellen Verhältnisse des Gaues ausschlaggebend gewesen sein, die den Kauf oder den Aufbau einer Verlagsanstalt mit dem dazugehörigen Apparat unmöglich machten. Weniger hatten sie vermutlich ihren Grund in dem Fehlen geeigneter Journalisten; denn Leute mit den Fähigkeiten, die dann ab 1928 im Ruhrgebiet Zeitungen herausgaben, hätten sich jederzeit auch früher in den Reihen der Ruhrgebiets-NSDAP finden las­sen. Zum anderen sah man offensichtlich im Ruhrgebiet die im Kampfverlag erscheinende Wochenzeitung „Der nationale Sozialist für Rhein und Ruhr“ als Gau-Organ an, die zusammen mit anderen Presseerzeugnissen der Gebrüder Strasser im Ruhrgebiet größere Beachtung fand als etwa der parteioffizielle, in München erscheinende „Völkische Beobachter“. Im „Nationalen Sozialisten“ und in der „Berliner Arbeiterzeitung“ wurde nämlich das Geschehen im Gau Ruhr wesentlich ausführlicher kommentiert und stärker berücksichtigt als im „Völkischen Beobachter“.

„Westdeutscher Beobachter“ vom 1. April 1933

Ruf nach eigenen Gau-Zeitungen wurde immer lauter

Als dann ab 1927/28 von mehreren Seiten im Gau Ruhr der Ruf nach einer eigenen Gauzeitung immer lauter wurde, ging die Gauleitung daran, dem Projekt konkrete For­men zu geben. In einem Presserundschreiben vom 6. Juni 1928 kündigte der Gauleiter Kaufmann für den 6. Juli d. J. das Erscheinen der Wochenzeitung „Die Neue Front!“ an, die nach den Erfahrungen im Wahlkampf zur Reichstagswahl 1928 als Hauptaufgabe „mit allen Mitteln den örtlichen Kampf gegen die Presse des Gegners und der hierdurch beeinflussten öffentlichen Meinung“ führen sollte. Als verantwortlicher Herausgeber zeichnete Kaufmann; die Zeitung – Untertitel: „Wochenblatt der Werktätigen“ – er­schien mit ihrer ersten Nummer wie vorgesehen am 6. Juli 1928 in Essen. Die finanzielle Basis der „Neuen Front“ lässt sich nicht genau ermitteln, jedoch scheint das Startkapital sehr gering gewesen zu sein. Man sah anscheinend in Kreisen der Gau­leitung bei einer großen Zahl von Postbestellern – wohlhabende Parteigenossen sollten nach Anweisung des Gauleiters in den Anfangsmonaten mehrere Exemplare beziehen – und in der Anzeigenwerbung eine ausreichende „wirtschaftliche Rückversicherung und damit die Existenzmöglichkeit der Zeitung“ gegeben. Durch ständiges, organisiertes Nachfragen an den Zeitungskiosken aller Städte und Gemeinden des Gaugebiets sollten zudem die Zeitungshändler zum Bestellen der „Neuen Front“ veranlasst werden. Die Ausgangsposition der „Neuen Front“ war unter diesen Umständen wie die der meisten regionalen nationalsozialistischen Zeitungen schlecht, und an diesem Zustand sollte sich in der Folgezeit kaum etwas ändern. Bis zum Einstellen ihres Erscheinens hatte die „Neue Front“ nur geringen Erfolg: Ihre Auflagenhöhe wurde für Anfang September 1928 nach Ermittlungen der Polizei mit 2.000 Stück angegeben, die bis gegen Ende des Jahres auf ca. 5.000 Exemplare anstieg. Für Anfang 1929 gab die Bezirksleitung Essen offiziell zwar eine Auflagenhöhe von 25.000 Stück an; diese Zahl dürfte aber kaum den Tatsachen entsprochen haben. Die „Neue Front“ erschien bis Mitte Dezember 1930, dann wurde sie durch die „National-Zeitung“ abgelöst.

Linkszeitung „Der Funke“ 1933

Angewiesen, über „Schweinereien“ aus der Kommune zu berichten

Diese erste vom Gau Ruhr bzw. dann vom Bezirk Essen herausgegebene Wochenzeitung glich in ihrer äußeren Aufmachung, in ihrem Stil und in der Form ihrer Berichte eher einem Flugblatt als einer üblichen Wochenzeitung für einen festen Abonnentenkreis. Auch sie wollte weniger informieren als vielmehr für die Partei agitieren und in der Be­völkerung Aufsehen erregen. In ihren Berichten über das kommunale Geschehen in den Städten des Ruhrgebietes war die „Neue Front“ keineswegs zurückhaltend und bemühte sich auch nicht um eine objektive Berichterstattung. Terboven, Leiter des Bezirks Essen und Herausgeber der Zeitung nach Auflösung des Gaues Ruhr, wies seine Ortsgruppen­leiter auf einer Tagung Anfang 1929 an, aus ihren Kommunen an die Redaktion zu be­richten („da gebe es immer Schweinereien“): „Ferner biete das unmoralische Verhalten einzelner Persönlichkeiten gute Angriffspunkte. Hierbei käme nicht in Frage, ob der In­halt objektiv richtig sei oder nicht. Der Leser beurteile den Erfolg später nicht objektiv, sondern ob tatsächlich ein solcher eingetreten sei. Die Presse der jetzigen Regierungspar­teien sei früher ebenso verfahren.“

Gauleiter ordnete den Bezug der „Neuen Front“ an

Die „Neue Front“ wurde nicht nur im Bezirk Essen, sondern auch im übrigen Ruhrge­biet gelesen. Als Anfang Februar 1930 auf einer Bezirkskonferenz in Dortmund Vertre­ter des Gaues Westfalen ihrerseits auf die Herausgabe einer eigenen Gauzeitung für Westfalen drängten, wies der Gauleiter Wagner auf die schlechte wirtschaftliche Lage der „Neuen Front“ hin. Die Zeitung müsse zwangsläufig ihr Erscheinen bei einer weite­ren NSDAP-Zeitung im Ruhrgebiet einstellen, „was aus moralischen Gründen unter al­len Umständen vermieden werden müsse“. Zugleich ordnete Wagner für alle Parteige­nossen im Gau Westfalen den Bezug der „Neuen Front“ an. Mit dem Anwachsen der Mitgliederzahlen vom Sommer 1930 an und mit der gleichzei­tigen Auflösung des Kampfverlages gab sich die Gauleitung Westfalen mit dem Bezug einer Zeitung aus dem Bezirk Essen jedoch nicht mehr zufrieden. Nun wollte man in dieser Hinsicht von Essen unabhängig sein. Im Juli erfolgten die ersten Vorbereitungen zur Herausgabe einer eigenen Wochenzeitung, die unter dem Titel „Der Westfale“ für den 1. September 1930 in Aussicht gestellt wurde. Die neue Zeitung sollte einmal „der organisatorischen Verbundenheit und geistigen Verknüpfung zwischen Leitung und je­dem einzelnen Mitgliede“ dienen; zum anderen sollte sie „Schrittmacherin in unserem Kampfe um die rote Erde sein und die nationalsozialistische Weltanschauung bis in die letzte Hütte tragen“.

„Volkswacht“ vom 31. März 1933

„Westfalenwacht“ mehr von der ländlichen Bevölkerung gelesen

Am 1. Oktober 1930 erschien das neue Gauorgan erstmals unter dem Titel „Westfalen­wacht“ (Untertitel: „Für Freiheit und Brot“) in einer Auflagenstärke von zunächst 11.000 Exemplaren. Erscheinungsort war Bochum, Sitz der Gauleitung. Bis zum No­vember des Jahres war die Auflagenhöhe bereits auf 38.000 Stück angestiegen. Vom 1. Januar 1931 an erschien die „Westfalenwacht“ dann halbwöchentlich. Schon Ende No­vember sollen nach Ermittlungen der Polizei für Anfang 1931 ca. 55.000 Bestellungen vorgelegen haben. Als am 1. Februar 1931 im Gau Westfalen-Süd außerdem die Ta­geszeitung „Rote Erde“ herausgegeben wurde, hatte die „Westfalenwacht“ lediglich noch geringe Bedeutung. Sie bestand bis Ende Mai 1932 weiter, wurde aber nach Angaben der Gauleitung fast ausschließlich von der ländlichen Bevölkerung Westfalens gele­sen.

In ihrem Niveau unterschied sich die „Westfalenwacht“ trotz gleicher Grundeinstellung doch relativ positiv von der „Neuen Front“, obwohl auch sie in erster Linie Agitations­mittel der Partei war und ebenfalls vor Entstellungen, Lügen und Verleumdungen nicht zurückschreckte. Die wirtschaftliche Grundlage der „Westfalenwacht“ war zwar ebenso wie die der „Neuen Front“ schwach. Doch konnte sich die „Westfalenwacht“ bei der großen Anzahl an regelmäßigen Beziehern offensichtlich recht gut halten. Nach Ermittlungen der Polizeibehörden hatte die Zeitung bis Ende 1930 sogar mit einem „erheblichen Überschuss“ gearbeitet, aus dem mit Zustimmung der Gauleitung die zunächst benötigten Geldmittel für das neue Organ, die „Rote Erde“, genommen werden konnten.

Essener Gauleiter und Herausgeber Terboven

Anonymer Großindustrieller sicherte den Erhalt der „National-Zeitung“

Mit dem 15. Dezember 1930 stellte die „Neue Front“ ihr Erscheinen ein; gleichzeitig wurde stattdessen vom Gau Essen die „National-Zeitung“ herausgegeben. Als Her­ausgeber zeichnete Terboven; stellvertretender Chefredakteur war der spätere Reichs­pressechef Dr. Otto Dietrich. Bis Ende des Jahres erschien die „National-Zeitung“ nur in einer Essener Ausgabe, ab Januar 1931 dann aber auch mit Nebenausgaben für Duis­burg, Oberhausen und das westfälische Dortmund. Dieser Neuerung war ein salomoni­sches Urteil des Untersuchungs- und Schlichtungsausschusses der NSDAP unter dessen Vorsitzenden Buch in Gegenwart Hitlers vorausgegangen. Wagner, Gauleiter von West­falen, hatte sich offensichtlich gegen eine Verbreitung der gaufremden „National-Zei­tung“ in Städten seines Gaugebietes gewehrt und den Untersuchungsausschuss angerufen. Hitler entschied: Beide Gauleiter dürften ihre Zeitungen in den benachbarten Gauen herausgeben und den Hauptausgaben „Blätter örtlicher Prägung“ beilegen. Die „National-Zeitung“ schwebte stets in Geldnöten. Ihre Auflage stieg ab Dezember 1930 von 16.000 Exemplaren bis Ende 1932 auf 27.800 Stück, so dass von ihrem Vertrieb kaum mehr als die anfallenden Kapitalkosten gedeckt werden konnten. Denn bei der Gründung hatte dem Gauleiter Terboven ein Kapital von nur 20.000 Mark zur Verfü­gung gestanden, mit dem er eine Druckerei im Werte von mehr als 200.000 Mark kaufte. Diese Tatsache zeigt einmal mehr, wie schlecht die finanziellen Verhältnisse der NSDAP auch noch nach 1929/30 tatsächlich waren. Bei der vielfach angenommenen, bis heute aber noch nicht überzeugend nachgewiesenen Finanzierung der NSDAP vor der Machtübernahme durch Kreise der Großindustrie hätte – zudem im Herzen des Ruhr­gebietes – der Gauleitung Essen die Beschaffung von 200.000 Mark für den notwendi­gen und dringenden Kauf der Druckerei jedoch keine Schwierigkeiten bereiten dürfen.

Einstellung der Westfälischen Volks-Zeitung 1933

Als im Herbst 1931 aufgrund einer Verordnung der Reichsleitung die Verbreitung von Gauzeitungen über die Gaugrenzen hinaus generell verboten wurde, geriet die „National-Zeitung“ sofort in größte wirtschaftliche Schwierigkeiten, da der Zeitung mit dieser Verordnung eine wesentliche Grundlage ihrer Existenz entzogen wurde. Bis Ende 1932 sank unter diesen Umständen die Auflagenziffer nach Ermittlungen der Polizeibehörden auf 15.000 Exemplare, und die Schuldenlast stieg infolgedessen weiter an. Ihr Erschei­nen war Ende 1931 sogar nur noch aufgrund der Bürgschaft eines nicht genannten Groß­industriellen gesichert. Aus den Berichten der Polizeibehörden für das Jahr 1932 ist zu ersehen, dass die „National-Zeitung“ bis zur Machtergreifung fortwährend am Rande des Ruins schwebte und vermutlich ohne das Eintreten des 30. Januar 1933 kaum über das Frühjahr d. J. hinaus hätte weiter erscheinen können.

„Rote Erde“ – Kampfblatt für den „Arbeiter der Faust und Stirn“

Die vom Leiter des Gaues Westfalen-Süd, Wagner, in Bochum herausgegebene Tageszei­tung „Rote Erde“ hatte im Gegensatz zur „National-Zeitung“ größeren Erfolg. Die Zeitung erschien für die Gaugebiete Westfalen-Nord und Westfalen-Süd erstmals am 2. Februar 1931 mit einer Auflage von 8.000 Stück, die konstant bis zum Januar 1933 auf über 20.000 Exemplare gesteigert werden konnte. Die finanzielle Grundlage der „Roten Erde“ bildeten Überschüsse aus dem Vertrieb der „Westfalenwacht“, die als Startkapital herangezogen werden konnten. Hinzu kamen nach Ermittlungen der Poli­zei Gelder der Reichsparteileitung. Das fehlende Kapital wurde durch die Ausgabe von Anteilscheinen gedeckt. Trotz regelmäßiger Einnahmen aus dem Vertrieb der Zeitung war aber auch die „Rote Erde“ bis zum Sommer 1932 in wirtschaftlichen Schwierigkei­ten, bis es – allerdings auf nicht bekannte Art und Weise – der Gauleitung gelang, den Verlag zu sanieren. Die „Rote Erde“ sollte „das Kampfblatt sein für den deut­schen Arbeiter der Faust und der Stirn. Sie wollte auch dem letzten verhetzten Volksge­nossen am Hochofen und im Bergwerk das revolutionäre und sozialistische Wollen der nationalsozialistischen Bewegung klar machen. Sie wollte die marxistischen und zentrümlichen Lügen von der Arbeiterfeindlichkeit der Nationalsozialisten zerstören und so den Boden vorbereiten für die Einigung des deutschen Arbeitertums unter nationalsozia­listischer Flagge“.

Gewaltsame Vereinigungen von Zeitungen 1933

Aufgrund ihrer Berichte wirkte die „Rote Erde“ anziehender als die „National-Zeitung“, eine Tatsache, die schließlich in dem Erfolg der Zeitung zum Ausdruck kam. Sie brachte Beiträge zu innen- und außenpolitischen Problemen; daneben hatte sie  Raum für regionale parteiinterne Nachrichten. Bilder, Rätsel, Romanfortsetzungen, ausführliche Reportagen von Sportereignissen auch lokaler Bedeutung und selbst kirchliche und kulturelle Nachrichten und Ankündigungen machten das Blatt nicht nur für die Parteigenossen attraktiv. Wie alle anderen nationalsozialistischen Zei­tungen wurde auch die „Rote Erde“ wegen ihres staatsgefährdenden Charakters wieder­holt verboten, und die verantwortlichen Redakteure wurden zu Geldstrafen verur­teilt.

Letzte Ausgabe vom 21. Februar 1933

Am 23. April 1933 wurde der „Dortmunder General-Anzeiger“ gewaltsam von den Nationalsozialisten mit der „Roten Erde“ vereinigt. Abteilungen der SA hatten auf­grund einer im „General-Anzeiger“ erschienenen Karikatur Hitlers zu dessen Geburts­tag auf Weisung des neuen Polizeipräsidenten, SA-Gruppenführer Schepmann, die Ver­lagsräume besetzt; die Staatsanwaltschaft wurde sogleich „zum Eingreifen gezwungen“. Die Besitzer des Verlages mussten nachgeben, und die Gauleitung Westfalen-Süd konnte auf diesem Wege die modernste Druckerei Europas „aufkaufen“. Die „Westfälische Lan­deszeitung Rote Erde“, wie das Blatt in Zukunft hieß, erreichte nach dem Zusammen­schluss schon im Mai 1933 eine Auflagenhöhe von 115.000 Exemplaren, die bis Ende d. J. auf 152.000 Stück gesteigert werden konnte. Die NSDAP hatte sich damit auf ihre Weise an einem ihrer erbittertsten Gegner gerächt.

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Quelle: Entnommen der Dissertation von Dr. Wilfried Böhnke „Die NSDAP im Ruhrgebiet 1920-1933“, als gleichnamiges Buch 1974 in der Neuen Verlagsgesellschaft Bonn-Bad Godesberg erschienen (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung, Band 106.

 

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Ein unsägliches Geschreibsel: Aufsatz im Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck 1934 von Lehrer Schmitt, Holsterhausen, zur Frage „Warum Rassenkunde?“

Titelseite Heimatkalender 1934, die letzte Ausgabe bis 1952

Von Wolf Stegemann

Eigentlich bedarf der folgende Artikel von Lehrer Schmitt aus Holsterhausen, der im Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck 1934 veröffentlicht wurde, wegen des unsäglich zusammengeschriebenen Unsinns keines Kommentars. Der Artikel entlarvt den Schreiber  und die Idee des nationalsozialistischen Rassenwahns von selbst. Dennoch sind einige Hinweise angebracht. Denn der Artikel entstand bereits 1933, in einem Jahr also, in dem solche Veröffentlichungen mit einer katholischen Herausgeber- und überwiegend katholischen Leserschaft nichts anderes ist, als freiwilliger vorausgeeilter politischer Gehorsam gegenüber den Nazis. Und wieder war es ein Volksschullehrer, der sich als Autor dazu hergab, den blühenden Unsinn über nordische Herrenmenschen, Aufnordung und Aufartung der Herren-Kultur und Sitte zu schreiben, aber auch die These, dass krankes und schwächliches Leben eine verbrecherische Schande sei, die vom Staat ausgelöscht werden müsse. Ob sich der Herr Lehrer Schmitt aus Holsterhausen und die Herausgeber des Heimatkalenders, der Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck unter Vorsitz des katholischen Landdechanten Pfarrer Vrey aus Erle, überhaupt klar waren, was sie geschrieben und veröffentlicht haben?

Die Ausgabe des Jahres 1934 war die letzte, die erschienen war. Eine Neubegründung des Heimatkalenders erfolgte erst wieder 1952. Allerdings war die Einstellung des Heimatkalenders, welche Gründen dafür auch immer entscheidend gewesen sein mochten, damals nicht unumstritten. Der 1. Vorsitzende des Heimatbundes, Pfarrer Vrey, und der Beigeordnete des Amtes Hervest-Dorsten, Rose, beriefen sich in ihrem pathetischen Aufruf zur Mitarbeit auch auf Adolf Hitler und den neuen vaterländischen Geist:

„Die Heimat- und Vaterlandsliebe sollten durch den Heimatgedanken in den Herzen entflammt werden, damit die Menschen sich nicht entfremden, damit die Jugend im heimatlichen Volkstum und Gedankengut nach Elternart sich emporrecke und in den Seelen durch die Heimat erstarke. […]. Da ist es selbstverständlich, wo ganz Deutschland einig hinter einem genialen Führer steht, wo der Gedanke der Volksverbundenheit, der Familienforschung, der Pflege des heimatlichen Volkstums, der sozialen Gerechtigkeit die deutsche Nation leidenschaftlich erfasst hat, da ist es selbstverständlich, dass wir, mitergriffen von dem großen vaterländischen Geschehen, wieder an die Kalenderarbeit gehen. Jeder Mitarbeiter darf das Bewusstsein tragen, aus seinem Geist heraus beigetragen zu haben an dem großen nationalen Werke unseres Reichskanzlers, an dem Wiedererstarken der deutschen Seele! […] – Sofort an die Arbeit!“

Der Heimatbund-Vorstand warb vergebens um weitere Mitarbeit. Etliche Autoren des Heimatkalenders wechselten als Folge der Einstellung des Kalenders zu dem auf Nazi-Linie getrimmten „Vestischen Kalenders“, wie beispielsweise Hauptlehrer Franz-Joseph Kellner aus Holsterhausen. – Leider hat der „Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck und Stadt Dorsten“, wie er heute heißt, dieses Thema noch nicht aufgearbeitet. – Es folgt der ungekürzte Abdruck des Artikels von 1934. Die Zwischentitel wurden der besseren Lesbarkeit wegen eingefügt.

Ausriss des Artikel im Heimatkalender für die Herrlichkeit Lembeck, 1934

Warum Rassenkunde ? / Von Lehrer Schmitt, Holsterhausen

 „Die Sünde wider Blut und Rasse ist die Erbsünde dieser Welt und das Ende einer sich ihr ergebenden Menschheit.“ Hitler.

Mit diesen Worten weist unser Reichskanzler und Führer des Volkes Adolf Hitler auf die große Bedeutung der Rassenfrage für das geschichtliche Werden und Vergehen der Völker  und ihrer Kulturen hin. Auch das künftige Schicksal des deutschen Volkes  hängt von der Lösung der Rassenfrage ab.

Völker kommen und vergehen, Kulturen entstehen und versinken. Forschen wir nach den Ursachen des Verfalls, dass nicht Überkultur und Verweichlichung, sondern Entartung und Rassentod, das Aussterben des kulturbegründenden nordischen Volksteiles, den Untergang herbeigeführt haben. Völker müssen nicht sterben, wenn sie ihre Rasse pflegen und somit  ihre Sitte und Kultur nur auf auserlesenen Trägern und Pfeilern ruht. Dies zeigt uns die Geschichte des jüdischen Volkes, das Jahrhunderte und Jahrtausende fast unverändert überdauern konnte. In Urzeiten erfolgte auf ganz natürliche Weise die Auslese. Nur der Gesunde vermochte den Unbilden der Natur zu trotzen, nur der Starke den Kampf ums Dasein bestehen, nur der findige Kopf Sieger gegen die übermächtigen Feinde im Tierreiche  bleiben.  Dem Starken und Listigen viel durch Kampf und Sieg bas Recht der Fortpflanzung zu  Es kamen somit immer nur die begabtesten, stärksten und widerstandsfähigsten Menschen zur Fortpflanzung, aus deren Nachkommenschaft sich durch fortwährende Auslese, indem sich immer das gleiche Erbbild, gleiche körperliche und geistige Eigenschaften, fortpflanzte, im Laufe von Jahrtausenden eine Rasse herauskristallisierte. Erbgleiche Menschengruppen bilden also eine Rasse. Prof. Dr. Hans Günter erläutert den Begriff „Rasse“ mit folgenden Worten:

„Eine Rasse stellt sich dar in einer Menschengruppe, die sich durch die ihr eignene Vereinigung körperlicher Merkmale uns seelischer Eigenschaften von jeder anderen (in solcher Weise zusammengefassten) Menschengruppe unterscheidet und immer wieder nur ihresgleichen zeugt.“

Die Rassenzugehörigkeit wird also nicht bestimmt. Durch die Sprache, durch das Land, in dem der Mensch lebt, durch die Religion, sondern nur durch das gleiche Erbbild. – Alle Völker Europas sind Rassengemische, auch das deutsche Volk ist nicht reinrassig. In dem deutschen Volke finden sich Kreuzungen zwischen fünf Rassen, der nordischen, fälischen, westischen, ostischen und dinarischen vor. Rassenkreuzung senkt das Niveau der höheren Rasse und bedingt geistigen und körperlichen Rückgang. Aus dieser Erkenntnis heraus erhebt unser Führer Adolf Hitler die Forderung nach der Reinhaltung von Blut und Rasse.

„Nein, es gibt nur ein heiligstes Menschenrecht, und dieses Recht ist zugleich die heiligste Verpflichtung nämlich: dafür zu sorgen, dass das Blut rein erhalten bleibt, um durch die Bewahrung des besten Menschentums die Möglichkeit einer edleren Entwicklung dieser Weise zu geben.“

Der völkische Staat hat Erziehungsarbeit zu leisten

Er gibt uns auch die Wege an, die der völkische Staat beschreiten muss, um das Ziel zu erreichen.

„Ein völkischer Staat wird damit in erster Linie die Ehe aus dem Niveau einer dauernden Rassenschande herauszuheben haben, um ihr die Weihe jener Institution zu geben, die berufen ist, Ebenbilder des Herrn zu zeugen und nicht Missgeburten zwischen Mensch und Affe […]. Er hat die Rasse in den Mittelpunkt des allgemeinen Lebens zu setzen. Er hat für die Reinerhaltung zu sorgen. Er hat das Kind zu dem kostbarsten Gut eines Volkes zu erklären. Er muss dafür Sorge tragen, dass nur wer gesund ist, Kinder zeugt: dass es nur eine Schande gibt: bei eigener Krankheit und eigenen Mängeln dennoch Kinder in die Welt zu setzen, doch eine höchste Ehre: darauf zu verzichten. Umgekehrt muss es aber als verwerflich gelten: gesunde Kinder der Nation vorzuenthalten. Der Staat muss dabei als Wahrer einer tausendjährigen Zukunft auftreten, der gegenüber der Wunsch und die Eigensucht des einzelnen als nichts erscheinen und sich zu beugen haben.

Er hat die modernsten ärztlichen Hilfsmittel in den Dienst dieser Erkenntnis zu stellen. Er hat, was irgendwie ersichtlich krank und erblich belastet und damit weiter belastend ist, zeugungsunfähig zu erklären und dies praktisch auch durchzusetzen. Er hat umgekehrt dafür zu sorgen, dass die Fruchtbarkeit des gesunden Weibes nicht beschränkt und durch die finanzielle Luderwirtschaft eines Staatsregiments, das den Kindersegen zu einem Fluch für die Eltern gestaltet. Er hat mit jener faulen, ja verbrecherischen Gleichgültigkeit, mit der man heute die sozialen Voraussetzungen einer kinderreichen Familie behandelt, aufzuräumen und muss sich an Stelle dessen als oberster Schirmherr dieses köstlichen Segens eines Volkes fühlen. Seine Sorge gehört mehr dem Kinde als dem Erwachsenen.

Wer körperlich und geistig nicht gesund und würdig ist, darf sein Leid nicht im Körper seines Kindes verewigen. Der völkische Staat hat hier die ungeheuerste Erziehungsarbeit zu leisten. Sie wird aber dereinst auch als eine größere Tat erscheinen, als es die siegreichsten Kriege unseres heutigen bürgerlichen Zeitalters sind. Er hat durch Erziehung den einzelnen zu belehren, dass es keine Schande, sondern nur ein bedauernswertes Unglück ist, krank und schwächlich zu sein, dass es aber ein Verbrechen und daher zugleich eine Schande ist, dieses Unglück durch eigenen Egoismus zu entehren, indem man es unschuldigen Wesen wieder aufbürdet; dass es demgegenüber von einem Adel höchster Gesinnung und bewundernswertester Menschlichkeit zeugt, wenn der unschuldig Kranke, unter Verzicht auf ein eigenes Kind, seine Liebe und Zärtlichkeit einem unbekannten armen, jungen Sprossen seines Volkstums schenkt, der in seiner Gesundheit verspricht, dereinst ein wertvolles Glied einer kraftvollen Gemeinschaft zu werden. Und der Staat hat in dieser Erziehungsarbeit die rein geistige Ergänzung seiner praktischen Tätigkeit zu leisten. Er muss ohne Rücksicht auf Verständnis oder Unverständnis, Billigung oder Missbilligung in diesem Sinne handeln.“

Das deutsche Nibelungenlied kündet von dem Herrenzeitalter

Gleiche und ähnliche Wege, wie sie hier Adolf Hitler angibt, weist uns die Erbgesundheitslehre für die Aufartung des Volkes. Neben dieser Aufartung schreitet dieser als zweite Aufgabe der Rassenkunde die Aufnordung einher. Darunter versteht man die Mehrung des nordischen Blutes innerhalb eines Volkes. Die Geschichte lehrt, dass vorwiegend die nordische Rasse Staatengebilde schuf und Kulturen begründete. Aus ihrer Heimat im nördlichen drang sie erobernd nach dem Süden und Südosten vor und vernichtete als Herrenvolk auf den Trümmern mittelländischer und asiatischer Reiche neue Staaten und Kulturen. Die altindische und altpersische Dichtung, die griechische Illias und das deutsche Nibelungenlied künden von dem Herrenzeitalter der nordrassisch bedingten Völker. Kühnheit und Wagemut, Großmut und Edelsinn, Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit, Selbstvertrauen und Entschlusskraft, Treue und Glaube, sind die Grundzüge der nordischen Seele. Nicht Vorrecht und Vergünstigungen, sondern Dienst, Pflicht und Opfer sind die Kennzeichen des nordischen Herrentums.

Die fortschreitende Entnordung des Volkes muss aufgehalten werden

Der schöpferische Geist des nordischen Menschen ist es, der neue Kulturen entstehen lässt, deren steinerne Denkmäler und Bauten Zeugnis ablegen von der geistigen Höhe ihrer Erzeuger. Solange die alten Inder, Perser, Griechen und Römer die Rassengesetze beachteten, Rassenpflege trieben und dadurch ihr Blut rein, frei von fremdrassigen Bestandteilen erhielten, waren sie ein mächtiges Volk und besaßen eine hochstehende Kultur. Erst Rassenkreuzung und Rassenmischung bedingten den allmählichen Zusammenbruch ihres Volkes und das Herabsinken ihrer Sitte und Kultur. Der durch den Geburtenmangel hervorgerufene geringere Zuwachs des nordischen Herrenvolkes und die starke Vermehrung des unterdrückten Volkes hatte eine Umschichtung zu ungunsten des ersteren zur Folge. Die Entfernung von der starken Basis des bäuerlichen Grundbesitzes und das Hineinströmen in die Stadt beschleunigten den Prozess. Gerade der bäuerliche Grundbesitz war der Grundpfeiler des nordischen Volkes. Gerade er füllte den durch die vielen Kriege, die nur allein die nordische Herrenschicht führte, stark gelichteten Bestand des nordischen Volkes immer wieder auf. Mit dem Versiegen dieses Quells war jedes nordische Volk und seine hochstehende Kultur dem Tode geweiht, mit dem Aussterben der nordischen Oberschicht schwand das edle Führertum, und an seine Stelle trat das Verderben bringende Massentum. Ähnliche Verfallserscheinungen, wie ich sie eben aufzeigte, können wir auch an unserm deutschen Volke beobachten. Ehemals rein nordisch bedingt, ist der Anteil des nordischen Blutes im Laufe von Jahrhunderten aus 50 Prozent gesunken. Die fortschreitende Entnordung des deutschen Volkes aufzuhalten, ist die Aufgabe der gegenwärtigen Generation. Gerade weil der Gesamtcharakter des deutschen Volkes dem Wesen des nordischen Menschen entspricht, ist es notwendig, um ein Herabsinken des hohen geistigen und seelischen Niveaus des deutschen Volkes zu verhindern, dass der eigentliche Träger des deutschen Wesens, der nordische Mensch, in seinem Bestand erhalten bleibt. Die Großstädte sind es, die eine Schädigung des Bestandes an nordischem Blut herbeiführen. Auf dem. freien Landbesitz kann das nordische Blut am besten gedeihen und rein erhalten bleiben. Darum geht auch das Bestreben der Regierung dahin, Neuland mit vorwiegend nordischen Bauern zu besiedeln. Das neue Erbhofrecht sichert dem deutschen Volke den Anteil an nordisch-bäuerlichem Grundbesitz  Soll der Entnordung unseres Volkes Einhalt geboten werben, ist es die heilige Pflicht jedes gesunden nordischen oder vorwiegend nordischen Menschen durch Steigerung der Geburtenzahl den rassenmäßigen Bestand an nordischem Blut zu sichern und zu mehren. Frühheirat und geeignete Gattenwahl beschleunigen den Prozess der Aufnordung. Wichtig ist für uns nicht so sehr die Frage, ob der einzelne Mensch mehr oder weniger nordisch ist, viel wichtiger ist die Frage, ob das heutige Geschlecht den Mut aufbringt, den kommenden Generationen eine rassisch reine Welt vorzubereiten. Hat die Entnordung sich in einem langen Zeitabschnitt vollzogen, so erscheint es einleuchtend, dass die Aufnordung nur von Erfolg gekrönt sein kann, wenn sich die Auslese über einen Zeitabschnitt von mehreren Jahrhunderten erstreckt.

„Der völkischen Weltanschauung muss es im völkischen Staat endlich gelingen, jenes edlere Zeitalter herbeizuführen, in dem die Menschen ihre Sorge nicht mehr in der Höherzüchtung von Hunden, Pferden und Katzen erblicken, sondern im Emporheben des Menschen selbst, ein Zeitalter, in dem der eine erkennend schweigend, der andere freudig opfert und gibt.“  (Adolf Hitler)

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Anmerkung des Autors: Über Lehrer Schmitt konnte ich bislang keine weiteren Informationen bekommen. Die verstorbene Staatssekretärin Agnes Hürland-Büning, die in Holsterhausen geboren wurde und gelebt hat, erwähnt ihn kurz in ihren (unveröffentlichten) Memoiren. Sie beschreibt ihre Einschulung 1932 in die Bonifatiusschule: „Außer Fräulein Schmecken hatten wir noch den Lehrer Schmitt, den wir nur „Scher di weck“ nannten. „Scher di weck, hinter Kartee“ war sein ständiger sehr nasaler Ausspruch. Scher di weck hinter Kartee darum, weil hinter der großen Tafel der Kartenständer mit einer großen Landkarte stand. Walter Schmitt war Junglehrer – und ein Gemütsmensch.“ Sein Name taucht in den Memoiren nicht wieder auf. Er ist bislang auch nicht auf Fotos jener Zeit zu entdecken gewesen.


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