Gregor Duve erinnert sich an seine Schulzeit in Holsterhausen: Tiefflieger – als Schüler kopfüber in den Schützengraben

Gregor Duve 1943 in Holsterhausen

Wenn die Gedanken zurückgehen bis in die 1940er-Jahre des letzten Jahr­hunderts, dann fällt einem oft die Zeit der Jagdbomber ein, die im Tiefflug über Holsterhausen hinweg flogen und auf alles schossen, was sich bewegte. Es waren die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs, die Jahre 1943 bis 1945. Besonders die Bahnstrecke Hervest-Wesel, die als Hauptstrecke für den Wachschub an Material und Soldaten an die Front galt, war sehr in Mitleidenschaft gezogen. Heute erinnert kaum noch etwas an die Dramen, die sich dort abspielten. Die zweigleisige Strecke ist langst demontiert. Einige Kilometersteine, die langsam verfallen oder umgestürzt sind, zeigen noch den damaligen Verlauf der Trasse.

Mit dem Vater im Einmann-Loch gesessen

Aber ein Relikt aus dieser Zeit ist auch heute noch zu sehen: der Bomben­trichter im Hagenbecker Busch, 300 Meter hinter der Autobahnbrücke an der linken Seite in Richtung Schermbeck, nur wenige Meter neben der Trasse. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Krieg, Schulen/Lehrbetrieb | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Der Hervest-Dorstener Robert Schormann legte eine NS-Bilderbuchkarriere vom Streckenarbeiter zum Ministerialdirektor im Reichserziehungsministerium hin

Robert Schormann, geboren in Hervest-Dorsten

Von Wolf Stegemann

Nach dem Besuch der Volksschule und der Realschule in Dorsten verdiente der 1906 in Hervest geborene Robert Schormann seinen Lebensunterhalt als Bauarbeiter, Streckenarbeiter und Maschinenbauer. Später trat er als Heizer in die Reichsmarine ein. Während dieser Zeit legte er sein Abitur ab und verbrachte achtzehn Monate auf Auslandsreisen. Im Anschluss an das Fähnrich-Examen gehörte er der Marine fünf Jahre lang an, in denen er als Maschinist an Fahrten der Handelsmarine teilnahm. Nach seinem Ausscheiden aus der Marine betätigte er sich als Maschinenbauer, Vertreter und Platzarbeiter.

Im Oktober 1922 trat Schormann eigenen Angaben zufolge in die NSDAP und SA ein. Nach amtlichen Unterlagen der Reichsregierung und seiner Personalakte erfolgte der Eintritt aber erst am 1. Juli 1930 in die NSDAP und am 1. August 1930 in die SA. 1933 war Schormann Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Außerdem saß er bis zum 18. November 1933 im Hamburgschen Staatsrat. Des Weiteren war er von 1933 bis zum 1. April 1938 Führer der SA-Brigade 26 (Brandenburg-Ost). Am 15. Januar 1938 übernahm Schormann das Amt des „Gauinspekteurs für Seeschifffahrt“ in der Auslandsorganisation der NSDAP. Von November 1933 bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 war er Abgeordneter für den Wahlkreis 2 (Berlin-West) und somit Mitglied des Reichstags. Weiterlesen

Veröffentlicht unter NSDAP, SA, Schulen/Lehrbetrieb | Verschlagwortet mit , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Kinderlandverschickung löste etliche Probleme: 2,5 Millionen Kinder kamen in bombenfreie Gebiete – Ein für Dorsten noch nicht aufgearbeitetes Thema

Mit dem Zug in fremde und sichere Gegenden verschickt - fern von Mutter und Familie; Foto: Bundesarchiv

Von Wolf Stegemann

Die Kinderlandverschickung (KLV) wurde mit der Machtübernahme der NSDAP im Jahre 1933 erstmals durchgeführt. Unter der Leitung der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) diente die KLV ursprünglich dazu, bedürftigen Kindern eine Erholungsreise zu ermöglichen. Ganz andere Dimensionen erreichte die KLV ab September 1940. Die mit Dauer des Krieges anwachsenden Versorgungsprobleme und der in seiner Intensität ständig zunehmende Bombenterror auf deutsche Städte zwangen die Reichsregierung zum Handeln. Bis Kriegsende wurden 2,5 Millionen Kinder im Alter zwischen drei und 14 Jahren sowie Mütter mit Säuglingen aus den bedrohten Städten in von Luftangriffen ungefährdete Gebiete evakuiert. Es wurden bei diesen Evakuierungen keinerlei Unterschiede ob des soziales Status gemacht, wie es beispielsweise in England gehandhabt wurde (Adel und Plutokratie zuerst). Vor Ort wurden die Kinder weiterhin unterrichtet, manchmal von den ebenfalls evakuierten eigenen Pädagogen, manchmal von fremden Lehrern. Ab 1943 wurden zunehmend ganze Schulklassen verschickt. Der Tagesablauf war in den KLV-Lagern gleich; vormittags Unterricht, nachmittags Ausbildung durch einen so genannten Lagermannschaftsführer. Dieser war HJ-Führer und dementsprechend wurde „die Freizeit gestaltet“. Bedarfsweise halfen die älteren Schüler der KLV in der örtlichen Landwirtschaft, jüngere wurden meist bei Pflegeeltern untergebracht. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Hitlerjugend / BDM, Krieg, Schulen/Lehrbetrieb | Verschlagwortet mit , , , | 1 Kommentar

Nunmehr Mädchen-Erziehung im nationalsozialistischen Geist – Die Verstaatlichung der Ursulinenschulen

Kloster und Lazarett in der Ursulastraße

Auch eine Bittschrift der Mutter des berühmten Fliegermajors Galland aus Marl, Aenne Galland, an Adolf Hitler über Hermann Göring (»Mein Führer! Als Mutter eines der erfolgreichsten Flieger glaube ich, eine Bitte vortragen zu dürfen …«) half nicht, die Ursulinen-Oberschule vor der Verstaatlichung zu retten. Während das Ursulinenkloster Lazarett wurde, begann am 15. September 1941 für 322 Ursulinen-Oberschülerinnen der Unterricht im neu gegründeten Staatlichen Gymnasium im Gebäude des Gymnasium Petrinum. Schulleiterin wurde Dr. Franziska Radke, NSDAP-Mitglied. Die Ursulinenschule wurde aufgehoben und das Kloster zur Unterzeichnung eines Mietvertrags genötigt, falls die nunmehr staatliche Schule in das Gebäude der Ursulinenschule, das noch vom Militär belegt war, umziehen sollte.

Am ersten Schultag hielt die neue Direktorin eine flammende Rede im Geiste der Umerziehung zum Nationalsozialismus: »Von nun an kennen wir nur noch einen Weg: den Weg, den uns der Führer vorgeschrieben hat! Unser Weg­spruch lautet mit den Worten des großen deutschen Dichters Walther von der Vogel­weide: „Tiuschiu zuht gät vor in allen!“ (Deutsche Zucht übertrifft alles).« Zudem wurden die Mädchen kontrollierend angehalten, in den Bund deutscher Mädel (BDM) einzutreten. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Klöster, Religionsgemeinschaften, Schulen/Lehrbetrieb | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Katholischer Lehrer und glühender Nationalsozialist: Kaspar Laukemper

Kaspar Laukemper in Zivil, meist steckte er in der braunen SA-Uniform

Von Wolf Stegemann

SA-Führer Kaspar Laukemper, geboren am 26. September 1897 in Beckum, war in Dorsten-Stadt der Adjutant des höchstrangigen SA-Führers Otto Weißenberg. Weißenberg war wegen seiner Gewalttätigkeit auf der Straße und wegen seiner Denunziationen gefürchtet.

Laukemper kam 1921 als Schulamtsbewerber an die Antoniusschule nach Holsterhausen. Anfang 1925  war er diese Stelle wieder los und ohne Arbeit. Wie die Schulchronik berichtet, galt er aber „als sehr eifrig“ und die Schule hoffte, dass „der besonders auf dem Gebiet der Heimatkunde tätige Lehrer zu Ostern eine neue Anstellung finden“ werde. Ostern bekam Laukemper an der Schule vertretungsweise tatsächlich eine neue Lehrerstelle. Nach Errichtung der Bonifatiusschule bekam Kaspar Laukemper 1930 dort eine Schulklasse. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Personen/Porträts, SA, Schulen/Lehrbetrieb | Verschlagwortet mit , , , , | Hinterlasse einen Kommentar