Lembecker Feuerwehr im Kriegseinsatz – Durch Feindeinwirkung brannten Höfe, Scheunen und Häuser – Auszüge aus dem Tagebuch des Brandmeisters A. Gladen

Museumsmodell des Einsatzwagens der Feuerpolizei 1939: Magirus-LF-15 mit Bewaffnung

W. St. – Im Zweiten Weltkrieg mussten viele Feuerwehrleute den Feuerwehrrock gegen den Soldatenrock tauschen. Junge Burschen und ältere Männer schlossen die so entstandenen Lücken, denn die Feuerwehr war nach den zunehmenden Luftangriffen fast ununterbrochen „an der Heimatfront“ im Einsatz. Denn nach Fliegerangriffen brannte es oft an mehreren Stellen zur selben Zeit. Zudem mussten die Wehren der kleineren Gemeinden zu Löscheinsätzen in die benachbarten Städte und auch Großstädte des Reviers ausrücken, die bei fortschreitender Lufthoheit der Alliierten stärkeren Luftangriffen permanent ausgesetzt waren. Die Lembecker Wehr rückte zu Einsätzen in die Städte Gelsenkirchen, Essen, Bochum und sogar nach Hamm aus. Nach schweren Luftangriffen auf Dorsten waren die Lembecker auch dort im Einsatz wie auch beim großen Angriff am 22. März 1945. Als die Lembecker am Tag darauf den Einsatz beendet hatten und zurückfuhren, schossen Tiefflieger die Höfe Liesen, Nottebohm, Haane, Sprenger und Weßling in Brand. Liesen, Nottebohm und Haane brannten ganz ab; die Gebäude von Sprenger und Weßling wurden erheblich zerstört. Weiterlesen

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Holsterhausen, am Montag, den 12. März 1945, um 11.30 Uhr: Über 70 Tote bei der Bombardierung eines Soldatenzugs an der Holtstegge

Zerstörter Zug

Von Wolf Stegemann

In sinnlosen und nutzlosen wie blutigen Abwehrkämpfen versuchten die deutschen Militärs im Frühjahr 1945 das bereits verwirkte Leben ihres obersten Führers Adolf Hitler Tag für Tag weiter zu erhalten. Dafür opferten sie täglich Tausende von Soldaten an den immer näher rückenden Fronten. Der einst in im Rand-Europa und in Afrika ausgetragene Krieg fand schon längst auf deutschem Boden statt. Die Bevölkerung zwischen Rhein und Lippe, für die der Krieg noch nicht zu Ende war, hatten in jenen Tagen des März andere Sorgen, als sich um das Weiterleben ihres Führers zu kümmern. Tieffliegerangriffe und Bombardierungen von Städten und Dörfern bei Tag und bei Nacht, pure Existenznöte und immer noch die Bedrohungen durch nibelungentreue Parteiführer, brutale SS, ideologische Strafgerichte zum einen und Trauer in den Familien zum andern, Verwandtschaft und Nachbarschaft um Gefallene und Bombenopfer, Verschleppungen und Erschießungen bestimmten immer noch den Alltag jener Tage, in denen 1,3 Millionen alliierte Soldaten am Rhein standen. Ihr Kommen zum letzten Schlag gegen die erbärmlichen Reste der geschlagenen deutschen Wehrmacht war unweigerlich und mit Hoffen und Bangen gleichermaßen verbunden. Die Diskussion in der Bevölkerung, ob sich die feindlichen Soldaten als Sieger oder Befreier gebärden würden, ob sie sich selbst als Befreite oder Besiegte fühlen sollten, lebte erst viel später auf. 1945 kamen die Alliierten als Sieger. Weiterlesen

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Westfalenwall – Kurz vor Kriegsende eine militärisch unnütze und mehr eine propagandistische Verteidigungslinie hinter Dorsten

Alte Männer im Volkssturm sollten den Endsieg erkämpfen

W. St. – Mit Erlass wurde am 25. September 1944 die Bildung eines „Volkssturms“ angeordnet, der alle „waffenfähigen Männer von 16 bis 60 Jahren“ zum Wehrdienst verpflichtete – ein letztes Aufgebot von Alten, Kranken und Jugendlichen, das die drohende Niederlage abwenden sollte. NSDAP-Kreisleiter und SA-Führer überwachten die „Schanzarbeiten“ des „Westfalenwalls“, der bereits als „Ems-Rhein-Stellung“ ausgearbeitet und überholt in der Schublade lag. Eine Verteidigungslinie von Ahaus über Südlohn, Borken, Bocholt nach Wesel sollte die dort erwarteten überlegenen alliierten Kampfverbände aufhalten, die sich daran schickten, bei Wesel den Rhein zu überqueren. Weiterlesen

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Rhade im Krieg – Pfarrer Josef Debbings Chronik beschreibt das Kriegsgeschehen, darunter Einquartierungen, Flugzeugabstürze und Bomben auf Bahnhof und Bauernhöfe

Josef Debbing, Pfarrer an St. Urbanus von 1942 bis 1960

Editorische Vorbemerkung: Josef Debbing wurde 1942 – mitten im Krieg – in Nachfolge von Pfarrer Tillmann Pfarrer der St. Urbanusgemeinde in Rhade. Das Dorf war damals noch eine selbstständige politische Gemeinde in der Herrlichkeit Lembeck und im Amt Hervest-Dorsten, die erst 1975 als Stadtteil nach Dorsten kam. Pfarrer Debbing schrieb eine Chronik über die Ereignisse in der Pfarrei und im Dorf während des Krieges, wobei er auch die vorherige Zeit, als er noch nicht in Rhade war, beschrieb. Diese Chronik, veröffentlicht 1968 im HK, wurde hier nur geringfügig gekürzt, damit Sprache und Duktus erhalten bleiben und somit ein authentisches Bild des Kriegsgeschehens wiedergeben. Lediglich die Aufzählung der Bombardierungen wurde da oder dort stärker umformuliert, um sprachliche Doppelungen zu vermeiden.

NSDAP-Ortsgruppenleiter Wensing spielte die Orgel

Der kirchenfeindliche Geist des Nationalsozialismus ist auch an unserer St. Urbanus-Gemeinde nicht spurlos vorübergegangen. Wie überall, so wurden auch hier in Rhade der Arbeiterverein und die seit vielen Jahrzehnten bestehende Jünglings-Sodalität aufgelöst und das Vereinsvermögen beschlagnahmt. Wäh­rend die Fahne des Arbeitervereins mitgenommen wurde, konnte dank des schnellen und mutigen Eingreifens beherzter Männer die neue Sodalitätsfahne bis nach dem Kriege bei Herrn Franz Vienken verborgen gehalten werden. Weiter wurde die Borromäusbibliothek ihrer besten Bücher beraubt. Trotz Verbot blieb aber der Kruzifix in der Schule, vor und nach dem Unterricht wurde gebetet… Weiterlesen

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In wenigen Minuten machten Bomben die alte Stadt Dorsten zum Trümmermeer – 319 Menschen kamen ums Leben, die Ruinen qualmten tagelang

Die bombardierte und noch qualmende Stadt zwei Tage danach

Von Wolf Stegemann

Bereits am 9. März 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge die Stadt. Doch einige Tage später sollte die vollendete Zerstörung der heutigen Altstadt erfolgen. Am 22. März 1945, ein herrlicher Frühlingstag mit Sonne und blauem Himmel über Dorsten, starteten in High Wycomb (England) 100 Halifax-Bomber der Royal Airforce, 12 Lancaster und ebenso viele Mosquitos der 8. Pfadfindergruppe mit dem Auftrag, Dorsten um 14.30 Uhr englischer Sommerzeit in Schutt und Asche zu legen. In ihren Bombenschächten hatten sie Luftminen und Sprengbomben, darunter die berüchtigten „Wohnblockknacker“. Sie kamen von Norden her gestaffelt angeflogen und bildeten einen Kampfblock von 500 Metern Breite.

Die Dorstener glaubten noch, die Maschinen flögen nach Westen ab ins Ruhrgebiet, bevor um 14.14 Uhr das Inferno begann, das die Stadt in fünf Minuten in einem pausenlosen Gebrüll von Detonationen und Feuerbällen zerstörte. Die Flugzeuge warfen 377 Tonnen Bomben und 6,3 Tonnen Zielmarkierungsbomben ab. Der Rauch über der Stadt stieg 2.440 m hoch. Als die letzten Brände nach Tagen gelöscht werden konnten, behinderte fast kein Haus mehr die Sicht von einem Ende der Stadt zum anderen. Über 319 Menschen fanden den Tod, 700 Familien wurden obdachlos, die gesamte Straßenbeleuchtung war zerstört, die Straßen zu 92 Prozent nicht mehr vorhanden, die Gasversorgung zu 70 Prozent und die Elektroversorgung zu 50 Prozent ausgeschaltet, die Kanalisation zu 39 Prozent funktionsunfähig. Auf jeden Bewohner der Innenstadt entfiel eine Trümmermenge von 43,5 cbm (Dresden 39,7 cbm, Köln 16,8 cbm, Essen 15 cbm, Leipzig 7,1 cbm). Am 29./30. März rückten Kampf verbände der 9. US-Armee in Dorsten ein. Dabei starben 29 deutsche Soldaten und fünf Zivilisten. Weiterlesen

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