Totenzettel: Erinnerungs- und Andachtsdokumente des großen Sterbens im Krieg. Nationalsozialistische Todesideologie mit der christlichen vermengt

Toten- oder Sterbebildchen von Dorstener Soldaten

Von Wolf Stegemann

Die Mitteilung über den Tod eines Angehörigen auf kleinen Zetteln ist ein alter Brauch, aus dem sich die Tradition der Sterbebildchen entwickelt hat. Der früheste Beleg eines Vorläufers der Totenzettel stammt aus dem Jahre 1493, als Kaiser Friedrich III. starb. Später entwickelte sich in den Niederlanden der Gebrauch von Sterbebildchen, der sich schnell verbreitete. Nach Deutschland schwappten die Totenzettel zuerst in das katholische Westfalen und in das Rheinland über. Heute sind diese kleinen Zettel wissenschaftliche Forschungsprojekte von Historikern und Soziologen sowie ein beliebtes Sammelobjekt geworden. Mittlerweile gibt es dafür einen großen Markt. Im Internet werden sie versteigert und erworben. Weiterlesen

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Der Volkssturm war das letzte sinnlose Propaganda-Aufgebot mit Kranken, Jugendlichen, Alten und Fußlahmen, um Dörfer und Städte zu verteidigen

Der Ärmelstreifen war oft das einzige Uniformteil der sonst im Zivilkleidung kämpfenden Männer

Von Wolf Stegemann

Der Deutsche Volkssturm war eine militärische Formation in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Gemäß den propagandistischen Aufrufen der NSDAP zum Durchhalten bis zum Endsieg wurde der Volkssturm aus allen „waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren“ gebildet, um den „Heimatboden“ des Deutschen Reiches zu verteidigen, „bis ein die Zukunft Deutschlands und seiner Verbündeten und damit Europas sichernder Frieden gewährleistet“ sei. Ziel des Aufrufs war es, die Truppen der Wehrmacht zu verstärken. Die Bildung des Deutschen Volkssturms wurde am 25. September 1944 durch Führererlass aufgestellt und am 18. Oktober 1944, dem 131. Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig, publik gemacht Dadurch konnten erste Volkssturmverbände propagandawirksam vorgeführt werden. Die NSDAP-Gauleiter wurden mit Aufbau und Führung des Volkssturms betraut. Die Rekrutierung erfolgte durch die Ortsgruppen. Weiterlesen

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Der Führer bat zum Totentanz – Wofür sie unnütz starben – Verführt und betrogen – Ihr Opfer war umsonst

»Der Dichter Schmidt-Hausen stand vorne im Raum / Und neben ihm stand ein Lorbeerbaum. / Er sagte Worte wie Morgenrot, Trompeten, Gleichschritt und Helden­tod.r/ Es war wirklich ein ganz nettes Gedicht – / Aber ach, gefallene Dichter schreiben nicht.«

W. St. – Nie gab es in den Dorstener Zeitungen so viele Todesanzeigen wie in den Jahren zwi­schen 1939 und 1945. Im Jahr 1944 ergriff die natio­nalsozialistische Propaganda auch den bis dahin verschonten Bereich der Todesanzei­gen: Sie durften von da an nur noch ge­normt, im Geiste des Nationalsozialismus und Endsieges, veröffentlicht werden. Aus den bis dahin veröffentlichten Gefallenenan­zeigen kann man gut herauslesen, wie die Hinterbliebenen zum Dritten Reich stan­den. Hermann Meise fiel »gegen den Bol­schewismus für den Führer und Großdeutschland«. Gisbert Lissy starb »für das deutsche Vaterland«, seine Verwandten er­füllte dies »mit stolzer Trauer«. Alois Koch gab sein Leben »für Führer, Volk und Vater­land«, während Hans Ostrop lediglich für »Volk und Vaterland« fiel; für »Führer und Vaterland« starb Hans-Erich Lindrath. Sie alle starben den »Heldentod«. Doch es war ein elender, jämmerlicher und unnützer Tod. In Kriegs- und Massengräbern, in Schlammlöchern oder auf dem Grunde der Meere lagen bei Kriegs­ende rund vier Millionen tote deutsche Sol­daten – vier Millionen betrogene und ver­führte Helden.

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Die Hildebrandts (I) – Eine nationalsozialistische Familie, die zeitweise in Dorsten lebte

Von Wolf Stegemann

Die Familie war im Fichtelgebirge ansässig (Fichtelberg/Warmensteinach). Albert Julius Hildebrandt, gelernter Buchhalter,  zog mit seiner Frau Margareta und seinem Sohn Friedrich in das nahe Bayreuth. Seine Brüder waren Fabrikarbeiter bzw. in handwerklichen Berufen tätig. Sie heirateten auch in diesem Arbeiter- und kleinbürgerlichen Milieu. Eine Ausnahme in dieser sozialen Schichtung war Albert Hildebrandt (geboren 1866 in St. Georgen-Bayreuth). Er brachte es zum Fabrikdirektor. Viele Jahre war er Vorstand und kaufmännischer Direktor der „Tonindustrie Albertwerke GmbH Offstein und Klingenberg“ und danach kaufmännischer Direktor der Keramitwerke im westfälischen Holsterhausen (heute Stadtteil von Dorsten). Seine Frau Margareta Christina Dost war eine Gastwirtschaftstochter aus Warmensteinach im Fichtelgebirge/Ofr. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, von denen mindestens drei als hohe SS-Führer in Kriegsverbrechen verwickelt waren, doch nur einer von ihnen, Richard, bestraft wurde. Richard Hildebrandt wurde aufgrund seiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Massenmorde, für die er die Verantwortung hatte, in Polen hingerichtet. Der andere Bruder, Ernst, war SS-Standartenführer in Mainz und SS-Polizeipräsident in Dessau. Weiterlesen

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Die Hildebrandts (II) – Richard Hildebrandt, Petrinum-Abiturient vom Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal verurteilt und als Mörder in Polen gehenkt

Mörder mit ihrem Chef Himmler (3. v.l.) im KZ Stutthof, das Richard Hildebrandt (vorne 1.l.) errichtet hat.

Von Wolf Stegemann

 „Lieber Richard! […]. Vor 5 Wochen ungefähr hatte ich die ersten von 600 an die Wand gestellt, seitdem haben wir bei einer Aufräumungsaktion etwa 2.000 umgelegt, bei einer vierten wieder etwa 1.000 und zwischendurch habe ich dann in den letzten 8 Tagen 2.000 Juden und 200 Zigeuner erschießen lassen […]. 2.200 fast nur Juden werden in den nächsten Tagen erschossen. Eine schöne Arbeit ist das nicht! Aber immerhin muss es sein, um einmal den Leuten klar zu machen, was es heißt, einen deutschen Soldaten überhaupt nur anzugreifen und zum andern löst sich die Judenfrage auf die Weise am schnellsten. […] Ich bin mit den herzlichsten Grüßen an Deine liebe Frau und die Kinder, besonders aber an Dich mit Heil Hitler wie stets Dein getreuer Harald.“ – (Staatsrat und SS-Gruppenführer Dr. Harald Turner 1941 an Richard Hildebrandt.) Weiterlesen

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