Heute wenig Kenntnisse über Nationalsozialismus in Schulen – Es fehlt den Schulamtsbewerbern immer mehr das Wissen über Auschwitz und die NS-Verbrechen

Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer, Universität Frankfurt am Main

Von Wolf Stegemann

Das Wochenmagazin „stern“ brachte unlängst eine Studie heraus, in der zu lesen war, dass in Deutschland jeder Fünfte zwischen 18 und 29 Jahren noch nie etwas von Auschwitz gehört hat. Das sorgte für Aufsehen. Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer, Erziehungswissenschaftler und Hochschullehrer an der Goethe-Universität Frankfurt, der Lehramtsstudenten ausbildet, hatte in den vergangenen drei Jahre rund 1.000 Studierenden ihr Wissen über den Nationalsozialismus abgefragt. Thomas Dierkes von der Wochenzeitung „Die Zeit“ befragte ihn darüber.

In dem Interview begründet er seine Erhebungen damit, dass er diese nicht gemacht habe, um Studierende wegen ihres Nichtwissens zu blamieren, sondern im Sinne der Sokrates-Methode Nichtwissen in Wissen zu verwandeln. Ortmeyer: „Die Zahl von sechs Millionen ermordeter Juden und auch der Begriff Auschwitz sind zwar bekannt, aber fundierte Kenntnisse darüber fehlen.“ Weiterlesen

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Warum in einer Madrider Kirche 1971 eine Totenmesse für Adolf Hitler zelebriert wurde, wie der Bischof von Münster dies zu erklären versuchte und warum Hitlers „Mein Kampf“ nicht auf dem Index verbotener Bücher des Vatikans steht

Von Wolf Stegemann

In einer Ausgabe der Münsterschen Diözesan-Zeitung „Kirche und Leben“ vom 25. Juli 1971, herausgegeben vom Bischof, steht die interessante und wegen der Sache selbst Erstaunen provozierende Frage eines Lesers, warum die katholische Kirche in der Madrider St. Martinskirche im Juni 1971 vor mehr als 200 Messe-Besuchern ein „Requiem für Adolf Hitler“ zelebrierte. Der inzwischen verstorbene Bischof Heinrich Tenhumberg gab die Antwort im Sinne: Vor dem Herrn sind wir doch alle Sünder!

Des Lesers Frage: Warum Requiem für Adolf Hitler?

„Natürlich kann man auch für einen Massenmörder Gott um Vergebung bitten. Ob aber hierzu die feierliche Form eines Requiems angemessen ist, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung. Oder besteht zwischen dem damaligen Schweigen der Kirchenführung während der Tatzeit – von 1941 bis 1944 hörte ich in rund 200 heiligen Messen mit Predigten nicht einen einzigen kleinen Hinweis auf die Massenmorde, obschon sie dem Vatikan nicht verborgen geblieben waren – und dem heutigen „Requiem für einen Mörder“ ein psychologischer Zusammenhang? Da ich der Meinung bin, dass diese von katholischer Seite her stattgefundene optische Aufpolierung der Person Hitlers nach einer Korrektur geradezu schreit, beantrage ich gleichzeitig die Abhaltung eines feierlichen Requiems für die von Hitler Ermordeten im Dom zu Münster. Ich darf wohl überzeugt sein, dass Sie, sehr geehrter Herr Bischof, zumindest aus Paritätsgründen diesem Antrag entsprechen werden.“ J. S. Weiterlesen

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„Frundsberger“ – Der Dorstener Freundeskreis der SS-Panzerdivision trauert jährlich an den Gräbern ihrer Gefallenen auf dem Soldatenfriedhof in Holsterhausen

Totenfeier der "Frundsberger" 2009 auf dem Friedhof in Dorsten-Holsterhausen; Fotos: Walter Biermann

Von Wolf Stegemann

Jährlich treffen sich auf Einladung eines (SS)-„Freundeskreises Dorsten“ am Volkstrauertag in Dorsten Angehörige und Bewunderer von gefallenen SS-Soldaten auf dem Kriegsgräber-Friedhof im Holsterhausener Waldfriedhof. Sie trauern nicht still, sondern mit einem Ritual, zu dem eine Fahne mit Eisernem Kreuz ebenso gehört, wie Reden, Kränze und auch mal eine Bundeswehruniform. Die rituelle Trauerfeier gilt den fünf hier 1945 gefallenen Angehörigen des SS-Artillerie-Regiments 10 der SS-Panzerdivision „Frundsberg“. Beispielsweise nahmen an der Gedenkstunde am 15. November 2009 über zehn Personen teil, davon ein fast 90 Jahre alter Angehöriger der SS-Einheit, ein Bundeswehr-Feldwebel in Uniform (vermutlich a. D.) sowie ein Fahnenträger mit Zylinder. Pikanterweise nahm auch ein inzwischen verstorbener SPD-Kommunalpolitiker aus Holsterhausen mit Gattin teil. So schnell und ohne Aufsehen die Gruppe gekommen war, so schnell verschwand sie nach dem Ritual. Um anonym zu bleiben, stand auf den schwarzen Trauerbändern am Kranz ohne nähere Bezeichnung lediglich „Freundeskreis Dorsten“. Weiterlesen

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Das Zeigen von NS-Symbolen ist als Verfassungsschutzdelikt verboten – doch es gibt Ausnahmen. Wann darf das Hakenkreuz gezeigt werden?

Das durchgestrichene Hakenkreuz gegen Neonazismus

Das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, darunter auch das Hakenkreuz, ist nach dem deutschen Strafrecht ein Vergehen, das in § 86a StGB geregelt ist. Bei diesem Staatsschutzdelikt handelt es sich um ein abstraktes Gefährdungsdelikt, das heißt, der Tatbestand des Deliktes ist schon dann erfüllt, wenn das geschützte Rechtsgut (z. B. die Demokratie) gefährdet ist; eine Verletzung des Rechtsgutes ist nicht erforderlich. Geschützte Rechtsgüter sind hier der demokratische Rechtsstaat und der politische Friede. Es soll der Eindruck verhindert werden, dass es eine rechtsstaatswidrige Entwicklung gebe, in der verfassungsfeindliche Bestrebungen in der durch die Kennzeichen symbolisierten Richtung geduldet werden würden. Die konkrete Absicht zur Unterstützung ist nicht notwendig. Tatobjekte können Kennzeichen von solchen Parteien oder Vereinigungen sein, die in § 86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 StGB aufgeführt werden. Als Kennzeichen werden dabei u. a. Fahnen, Abzeichen, Uniformstücke, Parolen und Grußformen verstanden. Weiterlesen

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Melanie Dittmer organisiert fremdenfeindliche Hetze, beschimpft Muslime, beleidigt Polizisten und macht negative Schlagzeilen – Versuch einer Darstellung

Melanie Dittmer bei einer Protestaktiongegen Muslime 2015

Von Wolf Stegemann

Sie wuchs in Dorsten auf, bekam hier das schulische Rüstzeug fürs Leben, driftete als junges Mädchen in die rechte Szene und wurde auffällig. Da war sie gerade 16 Jahre alt. Heute ist sie 37 und in rechtsradikalen Kreisen als Vorsitzende der „Dügida“ (Düsseldorfer Ableger der Pegida-Bewegung) bekannt und produziert Schlagzeilen wie „Ermittlungen gegen Dügida-Chefin“, „Dügida setzt Demo-Route vor Moschee durch“, „Dittmer: Rosenmontag als Terrorist verkleiden“, „Zwei Anklagen gegen Dügida-Organisatorin“, „Weitere Vorwürfe gegen Dügida-Chefin“, „Melanie Dittmer wegen Hetze zu Bewährungsstrafe verurteilt“. Weiterlesen

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