Rhader NSDAP-Ortsgruppen­leiter von Pfarrers Gnaden, Lehrer Johann Wensing, spielte auch die Orgel

Von Wolf Stegemann

»Der kirchenfeindliche Geist des National­sozialismus ist auch an unserer St. Urbanus-Gemeinde nicht spurlos vorübergegangen.« So beginnt die nach dem Kriege geschrie­bene Chronik der Pfarrei in Rhade. Die kirchlichen Vereine wurden aufgelöst, ebenso der Arbeiterverein und die Jünglings-Sodalität, deren Vermögen die Gestapo beschlagnahmte. Während auch die Fahne des Arbeitervereins mitgenom­men wurde, konnte »dank des schnellen und mutigen Eingreifens beherzter Männer die neue Sodalitätsfahne gerettet werden. Franz Vienken verbarg sie bis Kriegsende. Wie überall verlor die Borromäusbibliothek viele Bücher, und der Religionsunterricht durfte nur in der Kirche oder in kircheneigenen Räumen abgehalten werden.«

Prozessionen nur auf kircheneigenen Grundstücken

Bei Prozessionen musste sich die Pfarrgemeinde auf kircheneigene Grundstücke beschränken. Der Schreiber der Kirchenchronik, Definitor Westermann, vermerkt am 23. Oktober 1946: Weiterlesen

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Franz Bösing – 1928 Mitglied im Dorstener SA-Sturm 60, 1930 in der NSDAP, 1933 bis 1945 Amtsbürgermeister in Reken/Heiden und ab 1949 in Dorsten, wo er 1960 starb

Von Wolf Stegemann

Nachdem das Ende des Nationalsozialismus gekommen war, in dem Franz Bösing in der Provinz eine nicht unerhebliche Rolle spielte, verzog seine Familie schon 1945 nach Wulfen. Nach Entlassung aus der Internierung in Frankreich und nach seiner „Entnazifizierung“ in Bocholt, wohnhaft war er in Borken, ließ er sich mit seiner Familie 1949 in Dorsten nieder. Dabei gab er seinen Beruf aber nicht als Kommunalbeamter a. D. an, sondern damals unverdächtiger aber fälschlicherweise als „Kaufmann“. Er bekam eine Arbeit auf der Zeche Fürst Leopold. In Dorsten war er bereits als SA-Mann vor und nach 1933 tätig gewesen. Sein Vater, Bauer und Gastwirt, starb 1913, die Mutter im Jahr 1937.
1898 in Klein Reken geboren, besuchte Franz Bösing (Foto links) die Grundschule in Reken und das Gymnasium in Coesfeld, das er 1915 mit der Obersekundareife verließ. Er arbeitete zunächst im Betrieb der Eltern, meldete sich dann als Freiwilliger an die Front, erhielt 1917 das Eiserne Kreuz II und wurde 1919 aus der Reichswehr entlassen. 1920 war Bösing wenige Tage als Hilfsangestellter im Lebensmittelamt der Stadt Gelsenkirchen tätig. Danach war er arbeitslos. In dieser wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeit vertrat er antisemitische Parolen. Weil es trotz der vielen Regierungswechsel keine Besserung in der Weimarer Republik gab, übernahm er die Position: das „System“ müsse weg. 1921 begann er eine Ausbildung in der Landwirtschaft im elterlichen Betrieb und bei verwandten Mühlenbesitzern in Haltern. Nach einem etwas unsteten Wechsel von Partnerinnen, denen er viele nicht eingehaltenen Versprechungen machte und einer schließlich ein Kind, für dass er Unterhalt zahlen sollte, tauchte er 1924 in Köln unter und erst wieder 1926 in Dorsten auf, wo er sein unstetes Leben wie einst in Haltern fortsetzte. Einer Dorstenerin versprach Franz Bösing acht Jahre lang die Ehe. Weiterlesen

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Organisation der Sturmabteilung: Die SA war stets einsatzbereit für die „Sache des Führers“ – Gewalttätigkeiten gehörten zur Tagesordnung , denn: „Der Herrgott hat das Werk des Führers gesegnet!“

SA marschiert

Von Wolf Stegemann

Mit der „Sturmabteilung der NSDAP“ (SA) verbinden sich Namen wie Horst Wessel, Ernst Röhm und Viktor Lutze, in Dorsten mit Weißenberg, Schlüter und vielen anderen Namen. Die 1921 als politische Kampftruppe der Partei gegrün­dete SA und die 1925 als Leibwache Adolf Hitlers (ursprüngliche Aufgabe) gebildete „Schutzstaffel der NSDAP“ (SS) hatten be­reits Ende 1930 über 100.000 Mitglieder. Da­mit war Hitlers Partei-Armee stärker als die Reichswehr. Das führte unweigerlich zu Konflikten mit der Reichsregierung, die Hit­lers „Partei-Infanteristen“ polizeilich über­wachen und zeitweise verbieten ließ. Ende Juni 1934 entmachtete Hitler seine immer stärker wer­denden SA-Führer, indem er in einer Mord­aktion den SA-Chef Ernst Röhm und 150 weitere SA-Führer kaltblütig umbringen ließ; bei dieser Gelegenheit entledigte sich Hitler auch anderer Personen, die ihm politisch unliebsam waren. Weiterlesen

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Alte Kämpfer der NSDAP: Im Amt Hervest-Dorsten wurden Parteimitglieder mit Arbeitsstellen versorgt

W. St. – „Alte Kämpfer“ wurden ab 1933 Mitglieder der NSDAP genannt, die bereits vor der nationalsozialistischen Machtergreifung, das heißt vor dem 30. Januar 1933, der Partei beigetreten waren oder als „Amtswalter der NSDAP“ vor dem 1. Oktober 1933 ihr Amt schon ein Jahr lang ausgeübt hatten. Denn die Zeit bis 1933 wurde von den Nationalsozialisten als „Kampfzeit“ bezeichnet.

Die Alten Kämpfer wurden aus zwei Gruppierungen gebildet: 1) Das „Korps der Alten Kämpfer“ bestand aus Parteimitgliedern, die der NSDAP oder auch den „NS-Kampforganisationen“ wie der SA und dem Stoßtrupp Adolf Hitler (SS) bereits von 1919 bis 1923 angehört hatten. Die Parteimitglieder traten nach der Neugründung der Partei im Februar 1925 unter ihrer alten Mitgliedsnummer wieder bei und den Angehörigen der „Kampforganisationen“ wurde bei Eintritt in die NSDAP eine der 550 reservierten Mitgliedsnummern verliehen. Das Korps der Alten Kämpfer hatte eine Mitgliedsnummer unter 100.000, diese waren bis etwa 1928 eingetreten. Vor allem Angehörige dieses Korps bildeten die ranghöchsten Politischen Leiter der Partei. Weiterlesen

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Stiefel, Schüsse, Kommandos und Kampflieder bestimmten das Straßenbild – SA, die Sturmabteilung der NSDAP

Von Wolf Stegemann

Mit der »Sturmabteilung der NSDAP« (SA) verbinden sich Namen wie Horst Wessel, Ernst Röhm und Viktor Lutze. Die 1921 als politische Kampftruppe der Partei gegrün­dete SA und die 1925 als Leibwache Adolf Hitlers (ursprüngliche Aufgabe) gebildete »Schutzstaffel der NSDAP« (SS) hatten be­reits Ende 1930 über 100.000 Mitglieder. Da­mit war Hitlers Partei-Armee stärker als die Reichswehr. Das führte unweigerlich zu Konflikten mit der Reichsregierung, die Hit­lers »Partei-Infanteristen« polizeilich über­wachen und zeitweise verbieten ließ. 1934 entmachtete Hitler seine immer stärker wer­denden SA-Führer, indem er in einer Mord­aktion den SA-Chef Ernst Röhm und 150 weitere SA-Führer kaltblütig umbringen ließ.

Die rangältesten SA-Führer

Der Dorstener Arthur Weißenberg (l.) und sein Adjutant Kaspar Laukemper

Für die SA standen in Dorsten die Namen Ernst Weißenberg und als dessen Adjutant Kaspar Laukemper; in Hervest-Dorsten Artur Wagner (Standartenführer der Standarte 8), Obersturmbannführer Schütz, August Ripa (Sturmhauptführer), Sturmführer Ber­ger; in Holsterhausen Bruno Mentzen (Obertruppführer), Conrad Schlüter (Stan­dartenführer); in Wulfen Hermann Roth (Truppführer); in Lembeck Hermann Evers (Truppführer); in Rhade Hans Schünemann (Sturmführer). Sie waren in Dorsten und in den Landgemeinden die rangältesten SA-Führer, die 1934 als »Alte Kämpfer« von Brigadeführer Faßbach Ehrendolche der SA mit der Widmung »Herzliche Kameradschaft« verliehen bekamen. Weiterlesen

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